Ratgeber: Meine Hebamme und ich

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Hurra, Sie sind schwanger! Oh je, so viele Fragen und Sorgen stürmen auf Sie ein – wer soll die bloß alle beantworten? Zumindest diese Frage lässt sich leicht klären, denn hier kommt die Hebamme ins Spiel. Sie ist die Antwort auf all Ihre Fragen und hat nicht nur einen medizinischen Rat in petto wie Ihre Gynäkologin, sondern auch Verständnis und Mitgefühl, ausreichend Erfahrung durch die Betreuung und kann homöopathische Tipps geben.

Der Beruf der Hebamme

Hebammen haben eine lange Tradition und sind schon viele Jahrhunderte lang die wichtigsten Helferinnen in der Schwangerschaft und bei der Geburt. Waren früher einmal keine ausbildungstechnischen Voraussetzungen zu erfüllen, so muss eine Geburtshelferin heutzutage eine umfassende Ausbildung vorweisen können.
Drei Jahre lang dauert die Ausbildung, die an Hebammenschulen in Zusammenarbeit mit Krankenhäusern stattfindet. Medizinische Inhalte werden gelehrt, dazu kommen psychologische und naturheilkundliche Lehren.

Hebammen müssen eine unglaubliche Sozialkompetenz besitzen, sie müssen verstehen, wie sich eine Frau in der Situation der Schwangerschaft und Geburt fühlt – auch dann, wenn sie selbst dieses Szenario noch nicht am eigenen Leibe gespürt haben. Die Ausbildung findet daher nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch auf der Wochenstation und im Kreißsaal sowie auf der Neugeborenenstation statt. Dort werden angehende Geburtshelferinnen mit allen typischen und teilweise auch außergewöhnlichen Situationen konfrontiert, die entstehen können, wenn sich ein neues Leben auf den Weg macht.

Video:Traumberuf Hebamme – Azubis erzählen von ihrer Ausbildung in Berlin

Aufgaben von Hebammen

Hebammen sind keineswegs nur bei der Geburt dabei und greifen ein, wenn es zu Komplikationen kommt. Sie übernehmen sogar schon die Vorsorgeuntersuchungen, und wenn die werdenden Mütter dies möchten, müssen sie nicht zum Gynäkologen gehen. Hierbei gilt allerdings die Übereinkunft zwischen Hebamme und Schwangerer: Einige Geburtshelferinnen wollen, dass die Frauen mindestens die drei großen Vorsorgeuntersuchungen mit Ultraschall beim Frauenarzt vornehmen lassen, andere wiederum übernehmen die Vorsorge komplett, wenn die Frau keinen Ultraschall wünscht und sich auf ihr natürliches Glück verlässt.

Hebammen übernehmen die Beratung und geben Tipps, wenn Schwangerschaftsübelkeit und Schwindelgefühl, Rückenschmerzen oder Vorwehen das Schwangerenleben schwierig werden lassen. Sie bieten auch Geburtsvorbereitungskurse und Kurse in Kinderpflege an, sodass sich junge Eltern bestens auf die Zeit während und nach der Geburt vorbereitet fühlen können. Kommt es allerdings zu Problemen bei oder schon vor der Geburt, so kommen doch wieder Ärzte zum Einsatz. Bestimmte Sachlagen und Situationen sind von der Betreuung durch eine Hebamme ausgeschlossen (zum Beispiel die Geburt einer Beckenendlage oder bei Vorliegen einer Plazenta praevia).

Die Geburtshelferin hilft Mutter und Kind bei den Anstrengungen des Geburtsvorgangs und kümmert sich auch in der Zeit danach – im Wochenbett – um beide. Sie kommt täglich nach dem Baby schauen, überwacht die typische Gelbfärbung des Kindes und weist das Kleine an eine Klinik weiter, wenn es Probleme gibt. Für die junge Mutter ist die Hebamme nicht nur Helferin in schweren und anstrengenden Stunden, sondern auch enge Vertraute, Gesprächspartner und tröstende Schulter, wenn nicht alles so klappt wie vorgesehen.

Die Kosten für eine Hebammenbetreuung, die in der Schwangerschaft und im Wochenbett sowie beim Geburtsvorgang genutzt wird, übernimmt die Krankenkasse. (#01)

Die Kosten für eine Hebammenbetreuung, die in der Schwangerschaft und im Wochenbett sowie beim Geburtsvorgang genutzt wird, übernimmt die Krankenkasse. (#01)

Wer übernimmt die Kosten?

Die Kosten für eine Hebammenbetreuung, die in der Schwangerschaft und im Wochenbett sowie beim Geburtsvorgang genutzt wird, übernimmt die Krankenkasse. Es handelt sich hierbei um Standardleistungen, außerdem gibt es in Deutschland sogar eine Hebammenpflicht. Das heißt, bei Geburten muss zwingend eine ausgebildete Geburtshelferin hinzugerufen werden, Ärzte sind nicht wichtig, solange es keine Probleme gibt. Umgekehrt gilt, dass Ärzte im Krankenhaus die Geburten nicht allein betreuen dürfen, sie sind dazu verpflichtet, eine Geburtshelferin oder einen Geburtshelfer hinzuzuziehen.

Die Krankenkassen zahlen auch die zehn täglichen Besuche nach der Entbindung sowie weitere Termine in den Wochen danach. Solange Frauen stillen, haben sie ebenfalls das Recht auf diese Helferin, die sie jederzeit anrufen können. In der Zeit des Mutterschutzes dürfen Sie regulär 16 Termine in Anspruch nehmen, bei Problemen jederzeit mehr.

Die Rufbereitschaft, die ab der vollendeten 37. SSW und bis zum Ende der 42. SSW in Anspruch genommen werden kann, stützen die meisten Kassen ebenfalls. Allerdings gilt hierbei, dass die Kassen gewisse Höchstsätze haben, die nicht überschritten werden. So kann die Rufbereitschaft zum Beispiel 500 Euro oder mehr kosten, die Kasse zahlt aber nur 250 Euro dazu. Der Rest muss dann aus eigener Tasche bezuschusst werden. Wichtig ist eine Rufbereitschaft, wenn die Schwangere unbedingt ihre bekannte Hebammenbetreuung bei der Entbindung dabei haben möchte – diese ist in der Zeit 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche erreichbar.

Video:Hebamme am Limit – Dauereinsatz für neues Leben

Hebammen finden leicht gemacht

Ehe Sie suchen, sollten Sie wissen, was Sie finden wollen. Möchten Sie jemanden an Ihrer Seite haben, der sich auch naturheilkundlich auskennt, Sie mit Globuli und Akupunktur unterstützen kann? Oder möchten Sie jemanden, der sich medizinisch bestens auskennt und die ganze Sache mit der Entbindung fachlich und nüchtern betrachtet?

Wer sich gern rückversichert und größten Wert darauf legt, in jedem Schwangerschaftsmonat einen Ultraschall zu bekommen und die Bestätigung per Bild zu erhalten, dass es dem Kind gut geht, ist bei einem Frauenarzt bestens aufgehoben. Vielleicht wünschen Sie auch die ergänzende Betreuung – Sie nutzen dann die drei großen Ultraschalluntersuchungen beim Arzt und lassen sich ansonsten von Ihrer Hebamme untersuchen und beraten.

Wichtig zu wissen: Hebammen geben auch Tipps für den Alltag, sind Gesprächspartner und Seelentröster. Sie bieten Leistungen auf menschlicher Ebene, die ein Arzt nicht leisten kann – aus Zeitmangel und leider allzu oft auch aufgrund fehlender Empathie.

Suchen Sie rechtzeitig nach einer perfekten Geburtshelferin, so haben Sie noch die Chance, sich für eine andere zu entscheiden, sollten Sie nicht zufrieden sein. Die Chemie muss stimmen! Ob das der Fall ist, finden Sie auch im Geburtsvorbereitungskurs heraus, wobei dieser meist ab der 32. SSW angeboten wird und es hier schon reichlich spät für eine Entscheidung ist. Tipp: Sie gehen die Schwangerschaft deutlich ruhiger an, wenn Sie eine Hebamme gefunden haben.

Der Vertrag über die Betreuung bei der Entbindung wird aber in den meisten Fällen erst ab dem Ende der 37. SSW unterzeichnet und damit rechtskräftig, denn sollten vorzeitige Wehen einsetzen, darf die Hebamme Sie vor Vollendung der 37. SSW gar nicht betreuen. Das gilt zumindest dann, wenn Sie sich für die Geburt im Geburtshaus oder zu Hause entschieden haben.

Video:Rückbildung: Die Anatomie des Beckenbodens

Jetzt an nachher denken: Rückbildungsgymnastik bei der Hebamme

In Geburtskliniken und Geburtshäusern finden stets Angebote für die Rückbildungsgymnastik. Dabei handelt es sich praktisch um Sport unter Anleitung, wobei viele Frauen der Meinung sind, dass nicht der Sport diese Sache unverzichtbar mache. Denn bei den Kursen treffen junge Mütter auf andere junge Mütter, sie haben die gleichen Probleme – einige davon aber vielleicht schon Erfahrung.

Die Kurse werden durch die Krankenkassen bezahlt, jeder Mutter hat Anspruch darauf. Ein bis drei Monate nach der Entbindung werden solche Kurse angeboten, teilweise mit Kind, teilweise ohne das Baby. Es geht in erster Linie um das Training des Beckenbodens – der Muskel musste Höchstleistungen vollbringen, als der Nachwuchs auf die Welt kommen wollte und auch in der Zeit der Schwangerschaft, als das Gewicht des immer schwerer werdenden Kindes darauf gedrückt hat.

Natürlich können Sie sich auch Bücher besorgen und die dort gezeigten Übungen nachstellen. Allerdings hat dies einen rein technischen und muskulären Effekt – Ihre Psyche bekommt hier keine Hilfe. Gerade die ist aber bei Erstmüttern oft angeschlagen, nicht umsonst gibt es den sogenannten Baby Blues, der sogar in Depressionen umschlagen kann. Wer sich plötzlich in einer Situation wiederfindet, die er sich ganz anders ausgemalt hat, fühlt sich schnell überfordert.

Die Hebamme kann unterstützen und helfen, sie vermittelt auch Hilfsangebote und kann über verschiedene Möglichkeiten aufklären. So haben Sie zum Beispiel den Anspruch auf eine Haushaltshilfe, die von der Krankenkasse bezahlt wird, wenn Sie selbst nicht in der Lage sind, den Haushalt angemessen zu führen. Welche Bedingungen an diese Leistung geknüpft sind, wissen die Nachsorgehebammen bestens und werden Sie eingehend darüber beraten.


Bildnachweis: © Fotolia Titelbild: highwaystarz-#01: Kzenon

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