In der rechten Saison ist Pilze sammeln einfach schön. Doch immer noch werden häufig Arten verwechselt, die Gefahr ist eine Pilzvergiftung. Kinder entdecken gern….also, Vorsicht.
Pilzvergiftung bei Kindern: Was es Allgemeines zu beachten gibt
Das Tückische an einer Pilzvergiftung bei Kindern ist, dass viele giftige Pilzarten…
- Auf Vergiftung hindeutende Symptome noch Tage nach der Einnahme auftreten können und deshalb selten auf Pilze zurückgeführt werden (man spricht von einer langen Latenzzeit).
- Die Symptome abklingen und eine Genesung vortäuschen, während das Gift noch wirken und langfristige Schäden verursachen kann.
Wichtige Notfall-Nummern
- Bundesweiter Notruf: 112
- Giftnotrufzentrale: (jeweilige regionale Vorwahl+) 19 240
Beachten Sie: Beantworten Sie präzise, wie alt das Kind ist, wie es passiert ist, wo sie sich befinden und heben sie Pilzreste oder Erbrochenes zur Analyse auf.
Pilzvergiftung bei Kindern: Die gängigsten Symptome
Erste Symptome, die auf eine Pilzvergiftung bei Kindern hindeuten sind:
- Übelkeit und Erbrechen
- Durchfall
- Krämpfe und Bauchkrämpfe
- Seelische Unruhe und Verwirrung sowie
- Mattheit und Schläfrigkeit
- (Manchmal auch: Gelbsucht
- Schockzustände)
“Sie treten häufig direkt nach der Nahrungsaufnahme auf”, sagt Peter Sefrin, Bundesarzt des Deutschen Roten Kreuz (DRK). “Innerhalb der ersten vier Stunden.”
Pilzvergiftung bei Kindern: Sorten, die oft verwechselt werden
Grüner Knollenblätterpilz
Der wird oft mit dem großen Wiesenchampignon verwechselt, ist aber sehr giftig. Amatoxine kommen in den Blutkreislauf und wirken dabei als Hemmstoff für die Körperzellen. Der Stoffwechsel und die Kommunikation wird gekappt.
Folge: Das Gewebe stirbt. In den meisten Fällen greift der grüne Knollenblätterpilz die Leber an. Gerade deshalb wird diese Pilzvergiftung bei Kindern häufig und fälschlicherweise als Leberkrankheit diagnostiziert. Der grüne Knollenblätterpilz wird generell unterschätzt, kann aber tödlich sein, wenn die Vergiftung unbehandelt bleibt.
Pilzvergiftung bei Kindern durch eine Überdosis
Trichterpfifferlinge
Acetylcholin in Trichterpfifferlingen, Riss- und Fliegenpilzen hemmt gezielt das Nervensystem. Es blockiert die Rezeptoren, sodass der Körper mit einer dauerhaften Zellenerregung auf allen Ebenen zu kämpfen hat. Die Latenzzeit, also die Zeit, die das Gift braucht, um zu wirken, kann bei Minuten bis zu zwei Stunden nach der Nahrungsaufnahme liegen. Das “Gegengift” für Acetylcholin ist Atropin, das die Symptome abklingen lassen kann.
Neben den oben aufgeführten Symptomen erkennt man eine Acetylcholin-Pilzvergiftung bei Kinder außerdem an:
- Starker Speichel- und Tränenfluss
- Schweißausbrüche
- Eingeschränktes Sehvermögen
- Verlangsamter Puls
- Asthma-Anfälle (durch verengte Atemwege)
Für die Einen sind es Rauschmittel, für die Anderen eine Pilzvergiftung (Kinder)
Pantherpilz
Der Pantherpilz enthält Pantherina, das auch im Fliegenpilz als Gift wirkt. Jedoch ist der Pantherpilz weitaus giftiger. In manchen Kulturen wird er auch als Droge gebraucht, um in Rauschzustände zu verfallen.
Symptome sind Schwindel, Benommenheit, Gleichgewichtsstörungen, Stimmungsschwankungen, Störungen des Raum- und Zeitgefühls und Änderung der Persönlichkeit. Pantherina kann auch emotionale Extrem-Zustände hervorrufen, wie depressive Verstimmungen, Angst- und Wutanfälle sowie Verwirrungen (fachsprachlich: Delirium). Der Pantherpilz wird oftmals unterschätzt: Abhängig vom Fall, Menge und Person kann er sogar einen Tiefschlaf- oder Koma-Zustand herbeiführen.
Zu viel Magie: Pilzvergiftung bei Kindern
Magic Mushrooms
Dass man sogenannte Magic Mushrooms (auf Deutsch: “magische Pilze”) erwischt hat, merkt man an abnormalen Bluthochdruck, Herzrasen und erhöhter Temperatur. Häufig hat das Kind auch extrem geweitete Pupillen. Magic Mushrooms werden manchmal auch zu berauschenden Zwecken verwendet, denn ihre Wirkung kann man mit der von LSD vergleichen. Grund dafür ist eine Überdosis des Neurotransmitters Serotonin. Das Nervensystem kann nicht mehr zwischen den verschiedenen Sinneseindrücken unterscheiden. Folge ist eine Reizüberflutung, mit der der Körper vollkommen überfordert ist.
Pilzvergiftung bei Kindern: Der Siedepunkt entscheidet
Frühjahrslorchel
Wird oft mit der Speisemorchel verwechselt und wurde auch lange für genießbar gehalten. Doch Frühjahrslorcheln haben es in sich: Wenn diese Pilzart nämlich noch nicht ganz am kochen ist, setzt sich schon Monomethylhydrazin frei. Deshalb sollte der Dampf während des Kochens nicht eingeatmet werden. Monomethylhydrazin hat einen Siedepunkt erst bei 87 Grad Celsius. Die Pilzvergiftung bei Kindern lässt sich in zwei große Phasen unterteilen.
Phase 1: Erste Symptome
Bemerkbar macht sich die Frühjahrslorchel durch Bauchweh, Übelkeit, Übergeben, Durchfall, Kopfschmerzen, Müdigkeit, aber auch Ruhelosigkeit, Verkrampfungen und ebenso große Pupillen. Diese Anzeichen treten nach etwa sieben bis 25 Stunden nach der Mahlzeit auf. Gefährlich ist, dass sie anschließend abklingen und somit eine Besserung vortäuschen. Der Giftstoff Gyromitrin fängt dann aber erst an, richtig zu wirken.
Pilzvergiftung bei Kindern: Frühjahrslorchel Wirkungs-Phase 2
In der zweiten Phase einer Frühjahrslorchel-Pilzvergiftung (Kinder) verstärken sich die Symptome. Außerdem können jetzt auch Organschädigungen auftreten, wobei die Leber als erstes Organ angegriffen wird. Das Zentrale Nervensymstem wird aus dem Gleichgewicht gebracht, rote Blutkörperchen lösen sich auf, was man als “Hämolyse” bezeichnet. Folgen können ein Kreislaufzusammenbruch oder im schlimmsten Fall Atempausen sein.
Raukopf
Rauköpfe sind Pilze mit einer außergewöhnlich langen Latenzzeit: Etwa zwei bis 17 Tage nach Nahrungsaufnahme können sich Symptome entwickeln, das macht die Pilzsorte umso gefährlicher. Das Gift heißt Orellanin und kann Kopfschmerzen, Erbrechen, Durchfall, sehr starken Durst, Mundtrockenheit und abnormal starkes Harnverhalten verantworten. Richtig therapiert, werden größere Schäden durch Orellanin vermieden.
Pilzvergiftung bei Kindern: So verhindern!
2013 fand die Krankenkasse DAK heraus, dass deutschlandweit im selben Jahr 37 Vergiftungen im Krankenhaus behandelt werden mussten. Das sind 41 Prozent mehr, als im Jahr davor. Man fragt sich:
Wie kann das Risiko gesenkt werden?
- Nur das essen, was man wirklich kennt:
Das ist die goldene Regel. Man sollte nur die Pilzsorten zubereiten und zu sich nehmen, die man wirklich kennt. Die beste Quelle ist der Rat und das Auge eines wirklichen Pilz-Experten. - Richtig transportieren und lagern:
Pitzsorten sollte man nie in einer Plastiktüte lagern und transportieren. Sie können beginnen zu faulen, was man nicht gleich beim Verzehr merkt. Auch das kann Grund einer Pilzvergiftung (Kinder) sein. Stattdessen sollten sie immer gut gelüftet werden und trocknen können. Ideal dafür ist ein Korb. - Richtig zubereiten und garen:
Pilze haben verschiedene Kochzeiten. Ein Lexikon oder Kochbuch kann weiterhelfen.
Pilzvergiftung bei Kindern: Erste Hilfe
Oberste Priorität haben nach wie vor die Anweisungen der Experten, Notfallärzte und des Rettungsdienstes. Man sollte unter keinen Umständen eigene Ideen umsetzen und etwa mit Milch oder anderen Lebensmitteln, die man zu Hause hat, aushelfen. Wenn das Kind brechen muss, bitte Hilfestellung leisten, aber nicht zum Brechen zwingen. Bei Erster-Hilfe-Leistung unterscheidet man zwischen:
Kind ist bewusstlos und atmet
Verliert das Kind das Bewusstsein, spricht man es laut an und prüft zuerst, ob es noch atmet. Dazu führt man das Ohr so nah wie möglich an den offenen Mund (Mund öffnen, wenn noch nicht geschehen) und spürt, ob ein leichter Luftzug am Ohr vorbeistreift. Doppelt prüft man dann am Bauch: Dann legt man die flache Hand auf den Bauch der Person und schaut, ob dabei die Hand auf der Bauchfläche auf- und absinkt. Atmet das Kind, bringt man es in die stabile Seitenlage und ruft den Notarzt.
Pilzvergiftung (Kinder): Ohne Bewusstsein und ohne Atmung
Kann man hingegen keine Anzeichen für’s Atmen finden, muss man sofort zur Herz-Lungen-Massage übergehen: Man überstreckt den Kopf des Kindes leicht und bläst anfangs fünf Luftzüge (Mund-zu-Mund) in seinen Brustkorb, wobei die Nase beim Blasen immer mit Daumen und Zeigefinger zugehalten werden muss. Ist immer noch keine Atmung erkennbar, drückt man das Brustbein mit dem Handballen etwa fünf bis sechs Zentimeter tief ein.
Dieser Druckpunkt wird 30 mal wiederholt, ähnlich des Rhythmus’ von den Liedern (ironischerweise) “Stay Alive” oder “Yellow Submarine”. Nach 30 mal drücken folgt zwei mal Mund-zu-Mund-Beatmung. Jetzt sollte der Krankenwagen verständigt werden. Wenn die Sanitäter auf dem Weg sind, beginnt die Reanimation von Neuem: Erst zwei mal beatmen, 30 mal drücken, zwei mal beatmen, 30 mal drücken. Dann wieder zwei mal beatmen, gefolgt von 30 mal drücken, zwei mal beatmen,… solange, bis der Rettungsdienst eintrifft.
Bildnachweis:©Shutterstock – Titelbild:Ekaterina Milovidova – #01:fotografaw – #02:style-photography – #03:VladFace – #04: Iakov Filimonov