Die Suche nach einem Paten erfordert Menschenkenntnis und Vertrauen. Was erwarten die Eltern von einer solchen Patenschaft und wie entsteht eine gute Beziehung zwischen Pate und Kind?
Wichtige Gedanken zur Patenschaft
Die Taufe steht für die Aufnahme in die christliche Glaubensgemeinschaft. Auf diesem Weg sind die Taufpaten für die Begleitung des Täuflings verantwortlich. Auch Eltern, die nicht besonders religiös wirken, möchten ihr Kind taufen lassen. Hierbei geht es häufig um einen Platz in der Gesellschaft und um das Bewahren von Traditionen.
Durch die Taufe wird das Kind zum Christen, darum setzt die Religion meistens relativ enge Regeln an. Wer aus der Kirche ausgetreten ist, der hat nicht die nötigen Voraussetzungen, um dem Täufling das Christentum näherzubringen. Allerdings gibt es inzwischen viele Pfarrer, die die Regeln etwas breiter auslegen: So lange einer der Paten Mitglied der christlichen Glaubensgemeinschaft ist, drücken sie bei dem anderen Paten eventuell ein Auge zu.
Die Paten sind dafür verantwortlich, ihre Patenkinder bis zum Zeitpunkt der Konfirmation im Sinne des christlichen Glaubens zu beraten. Viele Geistliche zweifeln daran, dass jemand, der aus der Kirche ausgetreten ist, diese Aufgabe noch glaubwürdig erfüllen kann.
Manchmal entscheiden sich die Eltern dafür, die nicht christlichen Freunde, denen sie die moralische Begleitung ihres Kindes zutrauen, als inoffizielle Paten mit in den Kreis der Vertrauten aufzunehmen. Hier geht es eher um Verantwortung und eine freundschaftliche Beziehung, wobei der christliche Glaube nicht unbedingt im Vordergrund steht.
Voraussetzungen für die Paten
Häufig entscheiden sich die Eltern der Täuflinge für zwei Paten, es dürfen aber auch mehr sein. In der evangelischen und katholischen Kirche gibt es einige Unterschiede, was die Voraussetzungen für eine Patenschaft angeht:
- In der protestantischen Kirche müssen die Paten getauft und konfirmiert sein, wobei nur ein Taufpate evangelischen Glaubens sein muss. Schon Jugendliche, die mindestens 14 Jahre alt sind, dürfen die Patenschaft übernehmen. Wer aus der Kirche ausgetreten ist, kann offiziell keine Patenschaft übernehmen.
- Bei den Katholiken müssen die Paten zumindest 16 Jahre alt sein, die Taufe und die katholische Firmung durchgeführt haben und ebenfalls als Kirchenmitglied eingetragen sein. Ebenso wie bei den Protestanten ist es auch hier möglich, dass ein nicht katholischer Christ zum zweiten Paten neben einem Katholiken wird.
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Die Taufpaten: Wichtige Bezugspersonen
Patenonkel und Patentante sind für die Kinder oft eine Art unterstützende Person im Hintergrund. Manchmal wirkt der Kontakt eher locker, vor allem, wenn die Paten nicht im gleichen Ort wohnen. Dennoch ist es möglich, eine enge Beziehung herzustellen und dem Kind zu signalisieren, dass man im Zweifelsfall da ist.
Häufig sind es Familienmitglieder, die eine Patenschaft übernehmen, doch auch gute Freunde freuen sich über diese verantwortungsvolle Aufgabe. Die besondere Beziehung bleibt oft weit über die Konfirmation hinaus erhalten. Noch im Erwachsenenalter fühlen sich die früheren Täuflinge mit ihren Paten eng verbunden. Das ist vor allem dann der Fall, wenn die erwachsenen Begleiter den Kindern früher öfters bei ihren Sorgen helfen konnten.
Spezielle Arten der Patenschaft
Wer Verantwortung für andere übernehmen und sie auf ihrem Weg begleiten will, der braucht nicht darauf zu warten, dass jemand aus der Familie oder dem Freundeskreis auf das Thema Patenschaft zu sprechen kommt. Es gibt viele bedürftige junge Menschen, die sich über eine verlässliche Hilfe freuen. SOS-Kinderdorf gibt Kindern, die nicht bei ihren leiblichen Eltern aufwachsen können, ein liebevolles Zuhause und hilft bedürftigen Jugendlichen und Familien.
Mit einer SOS-Kinderpatenschaft ist es möglich, verlassene Kinder zu unterstützen und ihnen mehr Lebensmut zu geben.
Eine solche Patenschaft beinhaltet mehrere positive Aspekte:
- Sie helfen verlässlich und damit besonders wertvoll
- Helfen macht glücklich –Sie und Kinder in Not.
SOS-Kinderdorf sorgt dafür, dass bei einer solchen Patenschaft die Verwaltungskosten nicht überhand nehmen. Damit verbessert sich die Nachhaltigkeit einer solchen Hilfe, und zwar auch in den armen Ländern der Welt.
Video: Wie funktioniert eine SOS-Patenschaft?
Wie man sich eine Patenschaft vorstellt
Eltern wünschen ihren Kindern Paten, die zuverlässig sind und ähnliche moralische Einstellungen wie sie selbst haben. Auf dieser Basis baut ihr Vertrauen gegenüber Patenonkel und Patentante auf. Dieses sollte nicht enttäuscht werden, denn verschiedene Aufgaben und Pflichten warten auf die Paten. Diese beziehen sich jedoch zumeist eher auf moralische Aspekte und weniger auf faktische Probleme.
Grundsätzlich sollten sich die Paten in schwierigen Situationen für ihr Patenkind einsetzen und an den wichtigen Ereignissen teilhaben. Nicht nur Taufe und Konfirmation sind wichtig: Auch an den Geburtstagen freut sich das Kind über den Besuch oder zumindest über eine Meldung der Paten. Das Geschenk darf natürlich auch nicht fehlen.
Um Enttäuschungen bei den Kindern und Erwachsenen zu vermeiden, können die Eltern die einzelnen Aspekte mit den zukünftigen Paten schon vor der Taufe besprechen. Die offene Kommunikation zeigt auf, was die Eltern genau erwarten und ob sich die Paten den Aufgaben gewachsen fühlen. Gerade bei noch jungen Paten ist das Selbstvertrauen noch nicht sehr stark, trotzdem geben sie sich oft besonders viel Mühe.
Wenn sich die ausgewählten Paten überfordert fühlen und den Vertrauensbeweis eher als Last ansehen, sollten sie das auch zur Sprache bringen. Letztendlich ist keinem damit gedient, wenn das Kind nur Geschenke erhält, sonst aber kaum Kontakt zu seinen Paten hat.
Video: Für die beste Patentante die es gibt
Darf man die Bitte um eine Patenschaft ablehnen?
Manche schrecken zurück, wenn ihnen eine Patenschaft angetragen wird. Das kann verschiedene Ursachen haben: Möglicherweise steht eine berufliche Veränderung an und man steht kurz vor einem Umbruch in seinem Leben. Auch persönliche Schwierigkeiten oder sogar Zweifel an der Religion können ein Hinderungsgrund sein. In diesem Fall sollte man sich nicht zur Patenschaft überreden lassen, sondern genau überlegen, was für das Kind gut ist.
Wenn es lediglich um die räumliche Distanz geht, so kann man trotzdem die Patenschaft übernehmen. Durch das Internet kann man auch dann am Leben des Patenkindes teilnehmen und eine gewisse Präsenz zeigen. Bei moralischen Einwänden oder schwerwiegenden Problemen sollte man hingegen tatsächlich ablehnen. Möglicherweise benötigt in diesem Fall derjenige, dem die Patenschaft angetragen wurde, eine besondere Art der Unterstützung.
Wie Paten den Blickwinkel verändern können
Wenn die Paten eines Kindes nicht am Alltagsleben teilnehmen, sondern nur hin und wieder zu Besuch sind, so haben sie oft einen besonderen Einfluss. Die Patenkinder sehen zu ihnen hoch und empfinden sie als eine Art verlässlichen Berater. Dadurch ist ein intensiver Austausch möglich: Die Paten zeigen dem Kind womöglich neue Perspektiven und regen es dazu an, über den Tellerrand hinauszublicken. Häufig haben sie eine etwas andere Einstellung als die Eltern, was für das Kind eine interessante Erfahrung ist. Es gibt sozusagen nicht nur einen richtigen Weg, sondern auch noch andere Sichtweisen.
Durch diesen Perspektivwechsel lernen die Kinder, die Dinge auch einmal aus einer anderen Richtung zu betrachten und genauer nachzudenken. Es kann zu langen Diskussionen über bestimmte religiöse Themen kommen oder auch zu Fragen, was man in seinem Leben erreichen möchte. Gerade wenn ein solches Gespräch eher die Ausnahme ist, hat es eine starke Bedeutung und hält noch lange an.
Wie lange dauert die Patenschaft?
Welche Aufgaben haben Paten und für wie lange müssen sie diese erfüllen? Diese Frage stellen sich nicht nur die noch jungen Paten. Grundsätzlich dauert die Patenschaft bis zur Konfirmation oder Firmung; danach hat sich die Verpflichtung zumindest laut Kirchenregeln aufgelöst. Vor den Augen der Geistlichen ist das konfirmierte oder firmierte Kind religionsmündig – die Begleitung auf dem Weg hierhin hat also ein Ende gefunden.
Trotzdem wird die Verbindung üblicherweise noch lange fortgeführt. Wer den Kontakt aufrechterhält, der kann sich weiterhin über gute Gespräche freuen und das Vertrauensverhältnis intensivieren. Möglicherweise sind die Bezugspersonen für das inzwischen ältere Kind nicht mehr so wichtig. Es braucht seltener eine moralische Unterstützung und wird immer selbstbewusster. Die Zuneigung und das Vertrauen bleiben aber erhalten.
Die Patenschaft: Eine verantwortungsvolle Bereicherung
Mit der Patenschaft geht man keine vertragliche Pflicht ein: Es handelt sich stattdessen um eine moralische Verantwortung. Die Paten haben bei einem Todesfall der Eltern nichts mit Vormundschaft oder Sorgerecht zu tun, denn ihre Verpflichtung bezieht sich lediglich auf die christliche Begleitung des Patenkindes.
Die Bereicherung einer solchen Patenschaft ist auf beiden Seiten zu erkennen: Das Patenkind profitiert von der Zuwendung und den Erfahrungen seiner Paten, während diese die Entwicklung ihres Patenkindes beobachten und sich über seine Fortschritte freuen können.
Manchmal verändert sich das Verhältnis im Laufe der Zeit. Wenn die Paten alt geworden sind, kommen ihre früheren Patenkinder zu Besuch und unterstützen sie moralisch. Die Beziehung wird durch den häufigen Austausch sehr stark, unabhängig von den verschiedenen Lebenswegen.
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