Läuse bei den Kindern: Wie lässt sich herausfinden, ob das Kind wirklich Läuse hat? Wie sieht die Behandlung aus? Sollte der Sohn oder die Tochter lieber vom Kindergarten zu Hhause bleiben? Und wer muss verständigt werden? Bei Kopflausbefall ist guter Rat teuer. Hier finden Eltern alle Antworten und das richtige Vorgehen Schritt für Schritt erklärt.
Fakten zu Kopfläusen
Kopfläuse gehören zu den Insekten und besitzen einen etwas abgeflachten Körper. Sie sind rund 2 bis 3,5 mm lang, grau oder leicht durchsichtig. Haben sie gerade Blut getrunken, ist ihre Färbung leicht rötlich. Die Kopflaus kann sich wunderbar am Haar festhalten, weil die Endglieder ihrer Beine zu Klammergreifern umgebildet sind. Die Laus kann aber entgegen der häufigen Annahme nicht springen, sie krabbelt lediglich von einem Kopf zum nächsten.
Damit die Kopflaus trinken kann, nutzt sie ihre Mundwerkzeuge, die gleichzeitig zum Stechen und zum Saugen geeignet sind. Den Stich selbst spürt der Betroffene nicht direkt, denn die Laus gibt eine Art Betäubungsmittel ab, sodass sie in Ruhe ihre Mahlzeit zu sich nehmen kann. Interessant: Die Kopflaus muss vier- bis fünfmal am Tag trinken. Bekommt sie ihre Mahlzeiten nicht, wird sie senil und stirbt. Dies haben Versuche mit den Krabbeltieren gezeigt – in natura lässt sich diese Erkenntnis nur schwer nachvollziehen.
Pro Tag legt das Kopflausweibchen etwa fünf bis zehn Eier, was einen immensen Befall binnen kurzer Zeit erklärt. Da die Laus etwa 30 Tage lebt, kann sie für ordentlich Nachwuchs sorgen! Die Eier selbst sind in einem Chitingehäuse geschützt und werden damit am Haar festgeklebt. Bei genauem Hinsehen sind sie direkt am Haaransatz erkennbar. Die Eier sind rund einen Millimeter groß und leicht bräunlich. Finden Sie hingegen helle Nissen – sie haben ungefähr die Form wie Eier, so sind diese bereits verlassen und die Larven geschlüpft. Die Nissen lassen sich aber ebenfalls nur schwer vom Haar entfernen.
Der Kopflausbefall beschränkt sich somit nicht nur auf die eigentlichen Läuse, sondern es können alle Entwicklungsstadien der Laus vorkommen – angefangen von Eiern über Larven bis hin zu den erwachsenen Läusen. Die Entwicklung der Tiere geht rasch vonstatten, sodass aus einer einzigen Laus am Anfang rasch unzählige Tiere werden können.
Schritt 1: Den Kopflausbefall erkennen
Gerade bei kleinen Kinder verbreiten sich Läuse wie ein Lauffeuer. Zum Beispiel beim Spielen stecken Kindergartenkinder die Köpfe eng zusammen. So können die kleinen Parasiten schnell vom einen zum nächsten Kopf krabbeln. Daher sollten Eltern, sobald ein Kopflausbefall im Kindergarten ausbricht, ihr Kind auf die Krabbeltierchen untersuchen. Handelt es sich tatsächlich um einen Kopflausbefall oder vielleicht nur um falschen Alarm: Woran kann man Läuse erkennen?
Erster Verdacht für einen Kopflausbefall:
- Die Stiche von Kopfläusen jucken stark und sind als gerötete Punkte sichtbar.
- Typische Einstichstellen sind an den Schläfen, hinter den Ohren und am Nacken.
- Beim Kratzen entstehen Krusten und häufig infiziert sich die Wunde.
- In der Regel kommt es alle vier bis sechs Stunden zu Lausstichen.
Um Gewissheit zu haben, sollte nach dem ersten Verdacht das nasse Haar mit einem Läusekamm aus der Apotheke ausgekämmt werden. Fallen dabei aus dem Haarschopf des Kindes Läuse, dann besteht Gewissheit über den Kopflausbefall. Auch die Eier der Tiere, sogenannte Nissen, können dabei auffallen.
Juckt der Kopf immer?
Im Allgemeinen wird davon ausgegangen, dass der Kopf juckt, wenn Läuse vorhanden sind. Folglich muss der Juckreiz fehlen, wenn keine Läuse da sind – oder? Das ist falsch! Denn der Juckreiz kommt erst später, die ersten Stiche krabbeln meist noch nicht. Häufig jucken die Einstichstellen, weil die Haut regelrecht allergisch auf den Flohspeichel reagiert oder weil sich die Einstichstellen entzünden. Ist das noch nicht der Fall, bleibt auch der Juckreiz aus, was bedeutet, dass ein Kind durchaus befallen sein kann und sich dennoch nicht den Kopf kratzt.
Es gibt diesbezüglich sogar Untersuchungen, die belegen, dass nur eine von fünf Personen Juckreiz verspürt, wenn sie von Kopfläusen befallen ist. Anderen Menschen – besonders sehr sensiblen – geht es anders: Ihnen juckt bereits der Kopf, wenn sie nur über Kopfläuse sprechen. Sie müssen davon gar nicht befallen sein oder überhaupt jemals in ihrem Leben Läuse gehabt haben.
Fazit: Der Juckreiz allein ist kein sicheres Indiz für einen Befall, nur das Auskämmen und die optische Untersuchung des Kopfes geben ausreichend Rückschluss darüber, ob Kopfläuse vorhanden sind oder nicht.
Schritt 2: Kindergarten über den Kopfläuse-Fall informieren
Laut Robert-Koch-Institut (RKI) obliegt es den Eltern, einen Kopflausbefall zu erkennen und zu behandeln. Darüber hinaus sollten sie den Kindergarten unverzüglich über den Befall benachrichtigen. Dieses Vorgehen ist wichtig, da nur so die anderen Mütter und Väter ihre Kinder untersuchen und gegebenenfalls behandeln können. Einer weiteren Verbreitung der Parasiten kann man so effektiv vorbeugen. Die Leitung des Kindergartens ist verpflichtet, das Gesundheitsamt über den Kopflausbefall zu informieren.
Während der Infektion darf ein Kind nicht den Kindergarten oder andere öffentliche Einrichtungen besuchen. Sobald es das erste Mal mit einem geeigneten Mittel behandelt wurde (Erstbehandlung), ist das Verbot aber wieder aufgehoben.
Schritt 3: Läuse bei Kindern bekämpfen
Trotz eines Kopflausbefalls sollten die Eltern versuchen, Ruhe zu bewahren. Denn eine Behandlung der Läuse führt bei richtiger Anwendung schnell zum Erfolg. Empfohlen wird hierbei
- das Verwenden eines Kopflausmittels aus der Apotheke
- in Kombination mit nassem Auskämmen der Haare. Hierfür eignet sich ein Läusekamm und etwas Haarspülung (dadurch werden die Läuse langsamer und das Kämmen ziept weniger).
Acht bis zehn Tage nach der Erstbehandlung sollten Eltern die Anwendung des Kopflausmittels noch einmal wiederholen. Damit werden auch die letzten Larven, die noch aus Nissen geschlüpft sein könnten, entfernt. Das Auskämmen sollte vier Mal erfolgen.
Eine vorbeugende Behandlung von Kopfläusen bei Familienmitgliedern ist nicht notwendig. Denn Läusemittel können Nebenwirkungen haben und sollten nur angewendet werden, wenn sie wirklich erforderlich sind.
Die richtige Kämmtechnik
Damit das Auskämmen erfolgreich ist, muss die richtige Technik angewendet werden. Dazu sollten Eltern wie folgt vorgehen:
- Zuerst werden die Haare ein wenig angefeuchtet.
- Das Kind bekommt ein weißes Handtuch über die Schultern gelegt.
- Die Haare werden grob mit einem normalen Kamm entwirrt.
- Jetzt kommt der Nissenkamm zum Einsatz: Dafür wird eine Haarsträhne gespannt und vom Kopf weggehalten. Der Nissenkamm muss direkt am Kopf angesetzt werden und folgt dann dem Weg bis zu den Haarspitzen. Das müssen Eltern so oft wiederholen, bis keine Nissen, Läuse oder Eier mehr zu finden sind.
- Die erste Haarsträhne wird mit einer Klemme festgesteckt und die nächste Strähne ist dran.
Der Nissenkamm muss nach seiner Anwendung nicht ausgekocht oder desinfiziert werden, es reicht, ihn einfach heiß abzuspülen und trocken zu wischen.
Das Auskämmen dauert meist rund eine halbe Stunde, was allerdings von der Länge der Haare abhängig ist. Wichtig: Es braucht etwas Geduld, um die Eier und Nissen zu entfernen, denn sie haften stark am Haar.
Die Haare sollten regelmäßig erneut ausgekämmt werden, denn nur so lässt sich auf Dauer auch der Rest der Nissen entfernen. Gleichzeitig ermöglicht das sorgfältige Auskämmen eine Erfolgskontrolle.
Wichtig: Der Nissenkamm sollte aus Metall sein und die Zinken müssen sehr dicht nebeneinander sein, da die Nissen maximal 0,3 Millimeter groß sind. Metallzinken sind fest und können sich kaum bewegen, daher rutschen die Nissen hier nicht einfach durch.
Weitere Behandlungsmethoden
Alle übrigen Behandlungsmethoden, die nicht auf den in der Apotheke erhältlichen Mitteln basieren, sind den Kindern nicht zumutbar und auch nicht von Erfolg gekrönt. Früher wurde den Kindern der Kopf geschoren, was durchaus wirksam sein mag, jedoch keinem Kind angetan werden sollte.
Manche Eltern versuchen es mit Mayonnaise, Öl oder einem heißen Fön – vor allem Letzteres kann als sehr gefährlich eingestuft werden und schwere Verbrennungen zur Folge haben. Öl und Fett verkleben die Haare und ihre Wirkung ist bislang nicht belegt. Dafür ist aber sicher, dass diese Art der Behandlung Kopfhautreizungen nach sich zieht, zu Entzündungen durch Allergien führen kann und außerdem einen enormen Aufwand beim Haarewaschen bedeutet.
Manche Eltern versuchen, die Läuse regelrecht zu ertränken und waschen den Kindern ständig den Kopf. Doch außer, dass auch die Läuse sehr sauber sind, zeigt eine derartige Behandlung keine Wirkung. Shampoo vermag die Chitinhülle der Eier nicht anzulösen!
Wichtig: Auch wenn der Rest der Familie nicht direkt mit einem Läusemittel behandelt werden muss, so empfiehlt es sich doch, über das Auskämmen eine Kontrolle eines möglichen Befalls zu erreichen. Somit vermeiden Eltern, dass sie selbst oder Geschwisterkinder das bis dahin betroffene Kind erneut anstecken.
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