Kindererziehung ist ein weitreichendes Feld. Dazu gehört auch die Ernährung der Kinder, die sich insbesondere in den ersten zwei Lebensjahren immer wieder verändert. Mit Stichworten wie „Stillen“, „Beikost“ oder „Familienkost“ werden alle jungen Mütter konfrontiert. Sind diese „Hürden“ geschafft, ist das erste Käsebrot nicht mehr weit.
Das Verdauungssystem bedarf einer schrittweisen Entwicklung
Im ersten Lebensjahr benötigen Säuglinge eine spezielle Ernährung. Besondere Nährstoffe sind von Nöten. Das Verdauungssystem ist mitten in der Entwicklungsphase. Deshalb ist in der ersten Zeit nur Milch notwendig. Erhalten alle Babys in den ersten vier Lebensmonaten ausschließlich Milch – entweder durchs Stillen oder die Flasche -, wird frühestens mit Beginn des fünften und spätestens ab dem siebten Lebensmonat mit der Einführung von Beikost begonnen. Langsam verringern sich die Milchmahlzeiten, um Brei in verschiedenen
Geschmacksrichtungen den nötigen Platz einzuräumen. Zwischen dem zehnten und zwölften Monat ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um das Kind an der Familienkost teilhaben zu lassen. Inwiefern die Beigabe der Muttermilch nach Einführung der Beikost fortgesetzt wird, liegt im Ermessen der Mutter oder des Kindes. Tatsächlich stillen sich viele Babys irgendwann selber ab und verweigern plötzlich die Brust.
Muttermilch vs. Flaschenmilch
Trotz dieses vermeintlich einfachen Plans scheiden sich die Geister an vielen Fragen. Beispielsweise stellt sich die Frage, welche Aspekte für das Stillen und welche für die Verwendung von Säuglingsmilch aus der Flasche sprechen. Viele Hebammen, Kinderärzte und Mütter vertreten die Meinung, dass Muttermilch die beste Lösung sei und ideal auf die Bedürfnisse des Nachwuchses zugeschnitten ist. Denn Muttermilch vereint Vorzüge wie reichhaltige Nährstoffe, besondere Abwehr- und Schutzstoffe sowie eine leichte Verdaulichkeit.
Insbesondere für Mütter des ersten Kindes ist das Stillen allerdings ein Prozess, an den sich das Baby und die Eltern erst gewöhnen müssen. Ist das Stillen aus persönlichen oder gesundheitlichen Gründen nicht möglich, ist Flaschennahrung die einzige Alternative.
Diese Fertignahrung kann zwar keine Muttermilch ersetzen, bietet jedoch wesentlich mehr Sicherheit als selbst zubereitete Milchnahrung. Passt sich Muttermilch den jeweiligen Entwicklungsstadien eines Babys automatisch an, stellt der Handel unterschiedliche Anfangs- und Folgenahrungen zur Verfügung. Somit wird die Zusammensetzung der Flaschenmilch ebenfalls den individuellen Bedürfnissen der Kinder angepasst.
Fertige oder selbst zubereitete Beikost?
Die Einführung von Beikost ist mit der Frage verbunden, ob der Brei selbst zubereitet oder fertig aus dem Glas erworben werden soll. Brei aus dem Glas ist insbesondere sinnvoll, wenn der Nachwuchs nur kleine Portionen zu sich nimmt. Ein Pluspunkt selbst zubereiteter Beikost besteht darin, dass die geschmackliche Vielfalt größer ist und Kinder mit einem umfangreicheren Spektrum an Lebensmitteln in Berührung kommen.
Nach Möglichkeit sollte eine Zubereitung der Nahrung stets frisch erfolgen. Auf Trinkbreie wie Trinkmahlzeiten oder Gute-Nacht-Getränke sollten junge Eltern verzichten. Diese Mahlzeiten verursachen schnell eine Überfütterung und bilden ein signifikantes Risiko für die sogenannte Nuckelflaschenkaries.
Auf individuelle Gegebenheiten einstellen
Im zweiten Lebensjahr lernen Kinder die Familienkost kennen. Allerdings hängt die Teilhabe der Familienkost insbesondere in der Anfangszeit stark davon ab, wie viele Zähne der Nachwuchs schon hat. Funktioniert das Kauen und Schlucken gut, darf das Kind alles essen, was es möchte. Dennoch sollten Eltern bedenken, dass sich das Verdauungssystem nur langsam an die Nahrung gewöhnt.
Daher ist es sinnvoll, die Jüngsten schrittweise an die Nahrungsmittel heranzuführen. Ist der Nachwuchs von Babys zu Kleinkindern herangereift, besteht die Aufgabe der Eltern darin, die Jungen und Mädchen für die Speisen zu begeistern. Oft sind die Kinder sehr wählerisch. Wichtig ist es, dem Nachwuchs die Freude am Essen zu vermitteln.
Auch essen will gelernt sein
Erste Versuche, die Nahrung mit dem Löffel oder später mit Messer und Gabel zu sich zu nehmen, landen nicht immer dort, wo sie hingehören – im Mund. Dennoch ist es wichtig, das Kind diese Erfahrungen sammeln zu lassen – ganz nach dem Motto „Übung macht den Meister“. Hilfreich ist ein abwechslungsreicher Speiseplan, der für den Nachwuchs Speisen in verschiedenen Geschmacksrichtungen, Formen und Farben vorsieht.
Dabei ist es selbstverständlich, die Kalorien und Nährstoffe stets im Auge zu behalten. Auf dem Teller dürfen grundsätzlich all die Nahrungsmittel landen, die auch der Rest der Familie zu sich nimmt. Nur scharf gewürzte Speisen gehören noch nicht in den Kindermund. Sicherlich wird es einige Eltern überraschen, dass die kulinarischen Vorlieben der Kleinkinder oft sehr launenhaft sind. Lebensmittel, die heute noch als Lieblingsspeise galten, können morgen verschmäht werden und eine Woche später wieder heiß begehrt sein.
Generell sind Eltern gut beraten, stetig neue Obst- und Gemüsesorten einzuführen und getrocknete weiche Früchte als Snack für zwischendurch anzubieten. Zudem sollten die Nesthäkchen auch im zweiten Lebensjahr noch etwa 500 Milliliter an Vollmilch zu sich nehmen – sei es in Form von Milch (keine fettarme Milch), Frischkäse, Joghurt oder Quark. Süßes oder fettiges Essen sollte so selten wie möglich auf dem Speiseplan auftauchen.
All diese Nahrungsmittel enthalten Geschmacksverstärker, die äußerst ungesund sind. Wird eine Speise nach der anderen in die Kost der jüngsten Familienmitglieder eingeführt, birgt diese Methode noch einen weiteren Vorteil.
Nahrungsmittelunverträglichkeiten: ein wichtiges Thema
Traurig, aber wahr: Immer mehr Kinder sind von Nahrungsmittelunverträglichkeiten betroffen. Ob Milcheiweißallergie, Fruktoseintoleranz oder Zöliakie – die Unverträglichkeiten gegen bestimmte Lebensmittel sind breit gefächert. Leiden Kinder häufig unter Bauchschmerzen, an Erbrechen oder Durchfall, ist es ratsam, den Kinderarzt aufzusuchen.
Kann dieser Mediziner keine Abhilfe schaffen, führen Gastroenterologen die notwendigen Tests durch, um dem Problem auf den Grund zu gehen. Bei diesen Tests gibt die Konzentration von Wasserstoff in ausgeatmeter Luft Aufschluss darüber, ob eine bestimmte Nahrungsmittelunverträglichkeit vorliegt. Ist die Ursache gefunden, ist häufig eine Ernährungsumstellung notwendig, durch die sich die nahrungsbedingten Beschwerden dauerhaft regulieren lassen. Eine andere Methode der Ursachenforschung ist ein Ernährungstagebuch, in dem beispielsweise aufgetretene Durchfälle oder Bauchschmerzen aufgezeichnet werden.
Eine Nahrungsmittelunverträglichkeit ist keine Allergie
Dennoch ist eine solche Nahrungsmittelunverträglichkeit nicht mit einer Allergie vergleichbar. Wirkt sich eine Allergie auf die Immunreaktion des Körpers aus, beschränken sich die Unverträglichkeiten auf den Darm und zeigen sich oft erst später. Ein klassisches Beispiel ist die sogenannte Laktoseintoleranz, bei der Milchzucker nicht verdaut werden kann.
Hierbei gelangt der Milchzucker in tiefere Teile des Dickdarms und erzeugt Durchfall oder Blähungen. Neben diesen Beschwerden sind Übelkeit, Völlegefühl oder Bauchweh typische Symptome einer Nahrungsmittelunverträglichkeit. Dauerhafte Müdigkeit, depressive Verstimmungen oder Kopfschmerzen können ebenfalls auf eine unangemessene Ernährung hinweisen. Ist die Nahrungsmittelunverträglichkeit in vielen Familien vererbt, ist die Entstehung einer im Laufe des Lebens erworbenen Intoleranz dennoch nicht ausgeschlossen.
Intoleranzen nehmen nicht zu, sondern werden nur häufiger diagnostiziert
Auch wenn das Thema „Nahrungsmittelunverträglichkeit“ immer stärker in den Fokus medizinischer Diskussionen gerät, nehmen diese Intoleranzen nicht zu. Vielmehr sorgen vermehrte Untersuchungen dafür, dass bei Betroffenen nunmehr eine Nahrungsmittelunverträglichkeit diagnostiziert wird. Liegt eine derartige Erkrankung einmal vor, werden Eltern und die betroffenen Kinder selbst in punkto Ernährung vor völlig neue Herausforderungen gestellt. Es ist nicht einfach, dass der Kalziumhaushalt eines Patienten mit Laktoseintoleranz oder der Vitaminhaushalt eines Kindes mit einer Sorbitolunverträglichkeit abgedeckt wird.
Wichtig ist es in den diesen Fällen, auf alternative Nahrungsmittel auszuweichen. Beispielsweise müssen Kinder mit einer Laktoseunverträglichkeit nicht auf Lebensmittel Hartkäse, Butter- oder Sauermilch verzichten. Wer unter einer Fruktose- oder Sorbitolintoleranz leidet, kann bedenkenlos zu Mandarinen oder Brombeeren greifen. Werden diese Besonderheiten beachtet und das soziale Umfeld der Patienten über die Umstände informiert, ist ein Alltag mit der Nahrungsmittelunverträglichkeit relativ leicht zu meistern.
Im Regelfall sind Eltern gut beraten, generell auf Fertigprodukte zu verzichten und sich im Bedarfsfall spezieller Kochbücher zu bedienen. Die größte Angst vieler Eltern, dass die Kinder beim Verzicht auf spezielle Nahrungsmittel nicht einsichtig sind, ist zumeist völlig unbegründet. Häufig ist es kleinen Jungen und Mädchen viel wichtiger, die Auslöser ihrer Bauchschmerzen oder anderer Erkrankungen selbst zu meiden.
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