Immer wieder sind Horrormeldungen von im Elternbett gestorbenen Kleinkindern zu lesen oder zu hören. Doch hängt das Co-Sleeping mit plötzlichem Kindstod zusammen? Experten sagen: „Nein!“
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Natürliches Co-Sleeping
Kinderärzte und Psychologen sind sich einig: Babys und Kinder gehören in das Familienbett! Das ist angesichts der Evolutionsbiologie nur natürlich. Einst war es ein hohes Risiko, die Kleinsten der Gesellschaft allein schlafen zu lassen. Zu groß war die Gefahr, verschleppt oder von einem Raubtier gefressen zu werden. In vielen Kulturen ist es auch heute noch selbstverständlich, dass die Kleinsten bei den Eltern einschlafen dürfen und dort mit diesen die Nacht gemeinsam im Elternbett verbringen.
Nur in unserer zivilisierten, westlichen Welt scheint es verpönt zu sein, dem Kind nicht direkt nach der Geburt das größtmögliche Maß an Selbstständigkeit zu vermitteln. Dabei sind Babys daran gewöhnt, die Geräusche in Mamas Bauch zu hören, ihre Wärme zu spüren und den Herzschlag zu empfinden. Nach der Geburt werden sie dieser Geborgenheit entrissen und sollen allein in ihrem Bettchen schlafen. Das riecht nicht nach Mama, es sind keine gewohnten Geräusche dort und es ist kalt.
Kein Wunder, dass die Kleinen Angst haben. Experten sprechen sogar von Todesangst, denn das Baby bekommt so allein gelassen das Gefühl, es wäre verlassen worden. Urängste flammen wieder auf und versetzen das Kleine in Angst und Schrecken. Wen wundert es da, dass es brüllt und um sein Leben schreit?
Dabei gibt es dank der modernen Bettenindustrie so herrliche Möglichkeiten, die erste gemeinsame Zeit zu genießen und im Familienbett zu schlafen. Ein Boxspringbett als Familien- oder Kinderbett ist perfekt geeignet, damit die junge Familie die Zeit nach der Geburt und die ersten Monate oder sogar Jahre in Ruhe nächtigen kann.
Dank der unterschiedlichen Breiten lässt sich das ideale Maß finden, damit alle ausreichend Platz haben. Ein Problem stellt für viele Eltern die Höhe des Bettes dar. Boxspringbetten sind ab 50 cm bis zu einer Höhe von 80 cm erhältlich, wobei sich die meisten Paare für Betten mit einer Liegehöhe von 60 bis 65 cm entscheiden. Zu hoch für ein Kleinkind, das sich bei einem Sturz ernsthaft verletzen könnte!
Doch es gibt eine Lösung: Der Rausfallschutz verhindert, dass der Zwerg nach draußen purzelt und sorgt für einen beruhigten Schlaf bei Eltern und Kind. Übrigens sind es häufiger die Väter, die an den Rand des Bettes gedrängt werden und durchaus von einem solchen Rausfallschutz profitieren! Die Kleinsten kuscheln sich meist dicht an Mama und beide bilden eine „Schlafeinheit“. Schon bei der Auswahl des Bettes und der Konfiguration zur gewünschten Liegehöhe kann der Rausfallschutz mit ausgewählt werden. Natürlich ist er auch nachträglich anbaubar.
Zwei Varianten des Co-Sleepings
Generell bezeichnet der Begriff “Co-Sleeping“, wenn Eltern und Kind gemeinsam im Familienbett schlafen. Dabei gibt es die Variante, bei der das Elternbett zu dritt (oder teilweise sogar zu viert oder zu fünft) genutzt wird. Die Angst vor plötzlichem Kindstod ist nicht unbegründet, wenn dabei auch eine große Decke geteilt wird. Kleinkinder sind sehr aktive Schläfer, die sich häufig herumdrehen und nachts teilweise bis zum Fußende des Bettes gelangen. Ein Schlafsack für das Baby und eine schmalere Decke für Mama und Papa ist die bessere Wahl.
Die zweite Lösung ist, ein Beistellbett zu nutzen. Dieses wird an das Elternbett geschoben und dort mittels Gurten befestigt. So ist es vor dem Verrutschen geschützt. Das Kind kann dort liegen und ist dennoch in Mamas oder Papas unmittelbarer Nähe. Das Beistellbett ist praktisch ein Zwischending zwischen eigenem und Familienbett. Alle können beruhigt einschlafen.
Das Schöne daran ist, dass ein solches Beistellbettchen oftmals auch in der Höhe verstellt werden kann. Damit passt es sich der Höhe des Elternbetts optimal an, sodass die beiden Matratzen eben sind. Sogar bei einem höheren Boxspringbett ist die Schlafhöhe des Kindes anpassbar.
Gemeinsam schlafen: Vorteile des Co-Sleepings
Viele Eltern kennen die Angst, dass sie morgens zum Babybettchen gehen und das Kleine nicht mehr atmet. Sicherlich lässt sich durch Co-Sleeping plötzlichem Kindstod nicht wirklich vorbeugen, doch Schlafforscher haben nachgewiesen, dass die Kleinsten, wenn sie dicht bei Mama schlafen dürfen, ruhiger und gleichmäßiger atmen. Die gefürchteten Atemaussetzer kommen nicht oder seltener vor.
Doch es gibt noch weitere Vorteile, die sich durch das Auswirken auf die Schlafqualität auch positiv für die Gesundheit erweisen:
- Stillen nach Bedarf
Hebammen raten jungen Müttern, nach Bedarf zu stillen. Das heißt, dem Kind werden keine (unnatürlich) festen Trinkzeiten angewöhnt, sondern es darf nuckeln, wann immer es möchte. Babys finden in der Regel selbst einen Rhythmus, der zwischen zwei und vier Stunden liegt. Manche Kinder melden sich häufiger, andere schon nach wenigen Wochen deutlich seltener, vor allem nachts schlafen sie länger durch. Das Stillen ist für Baby und Mutter deutlich angenehmer, wenn beide gemeinsam schlafen. Baby nuckelt, Mama schläft. Eine schöne Teilung der Aufgaben! Das Kleine lässt einfach los, wenn es satt ist, und schläft ein. Es braucht keinen Nuckel, der später ohnehin nur der Gesundheit der Zähne schaden würde. Wacht das Kleine auf, lässt es sich rasch beruhigen, weil das Stillen umgehend beginnen kann. - Urvertrauen aufbauen
Babys, die im Familienbett schlafen dürfen, fühlen sich sicherer und beschützt. Das Wohlbefinden der Kleinsten wird gesteigert, sie schreien weniger und sind auch tagsüber zufriedener. Forscher haben nachgewiesen, dass die Körperfunktionen wie Herzschlag, Atmung und Sauerstoffversorgung regelter ablaufen, wenn die Kleinen bei Mama schlafen dürfen. Sie erreichen auch die von Forschern definierten Meilensteine der Entwicklung schneller.
Video: Plötzlicher Kindstod: Das steckt wirklich dahinter…
- Mehr Selbstbewusstsein
Babys, die sich immer sicher und behütet gefühlt haben, werden später zu selbstbewussteren Kindern und Jugendlichen. Forscher sehen im Co-Sleeping eine Art Unterstützung der Reifung des Kindes. Immerhin ist der Mensch das Lebewesen, dessen Kinder am wenigsten reif auf die Welt kommen und am stärksten auf Unterstützung angewiesen sind. Ein Kind, das im Familienbett einschlafen darf, entwickelt später weniger Ängste vor dem Einschlafen und dem Schlaf an sich, es ist emotional stabiler und kann auch Trennungszeiten von den Eltern leichter verkraften. Also das komplette Gegenteil von dem, was Eltern immer befürchten! - Keine Angst vor plötzlichem Kindstod
Der Gesundheit des Kindes ist es nur zuträglich, wenn es gemeinsam mit den Eltern einschlafen darf. Die stabileren Körperfunktionen sorgen für weniger Stress, außerdem ist das Kind vor dem Auskühlen geschützt. Es kann in den ersten Lebenswochen seine Körpertemperatur noch nicht allein regulieren und wird im Elternbett gleichmäßiger warmgehalten. Daher brauchen Eltern keine Angst vor Co-Sleeping haben!
Besonders interessant sind Beobachtungen von Schlafforschern. Sie haben per Videoaufnahmen von Mutter-Kind-Paaren herausgefunden, dass sich nicht nur deren Atmung aufeinander einstellt, sondern dass auch die Bewegungen wie abgestimmt erscheinen. Meist liegen beide von Angesicht zu Angesicht.
Die Mutter „ordnet“ das Kind dabei immer wieder neu und das sogar während ihres eigenen Schlafs! Sie legt das Kind meist auf den Rücken, teilweise flüstert sie sogar mit dem Kleinen. Das Umlagern von der Bauch- in die Rückenlage gilt als Vorbeugung gegen den plötzlichen Kindstod. Es ist der Gesundheit zuträglich! Morgens konnten sich die betreffenden Mütter nicht daran erinnern.
Video: Menschen hautnah – Wenn Kinder sterben [Doku]
Regeln für das Co-Sleeping
Einfach das Kind nehmen und ins gemeinsame Bett legen? Ganz so einfach ist das Co-Sleeping dann doch nicht, denn es sollten einige Regeln beachtet werden.
Ansonsten kann es nämlich doch sein, dass der gemeinsame Schlaf nicht erholsam, sondern gefährlich ist:
- Kein Co-Sleeping bei Rauchern: Die Atemluft enthält immer noch Teile von Nikotin und Teer und würden vom Kind eingeatmet werden.
- Keine zu weiche Matratze verwenden: Eventuell muss der Topper ausgetauscht werden oder es wird für die Zeit, in der Eltern und Kind gemeinsam in einem Bett schlafen, auf die weiche Auflage verzichtet.
- Keine dicken Kissen oder Kuscheltiere: Es ist gefährlich, wenn das Kleine mit seinem Köpfchen unter diese Kissen und Plüschtiere gerät.
- Kein Co-Sleeping bei Schlafapnoe: Durch das Einstellen der Atmung des Kindes auf die der Eltern kann es passieren, dass beim Kind Atemaussetzer auftreten, auch wenn es bei voller Gesundheit ist.
- Auf dem Rücken schlafen: Wie oben bereits erwähnt wurde, drehen junge Mütter ihre Kinder sogar unbewusst auf den Rücken. Auch wenn das Kleine lieber auf dem Bauch schläft, sollte es nach Möglichkeit immer wieder auf den Rücken gedreht werden. Auf dem Bauch liegen ist gefährlich, weil das Kleine seine eigene Atemluft erneut einatmet und damit das Risiko für den plötzlichen Kindstod erhöht wird.
- Keine Drogen oder Alkohol!
- Das Bett sichern: Der schon erwähnte Rausfallschutz schützt vor Verletzungen und sorgt für einen geruhsamen und sorgenfreien Schlaf. Sinnvoll ist es auch, einen (härteren) Topper zu verwenden, der die Besucherritze verschwinden lässt. So kann das Baby dort nicht hineinrutschen und festklemmen.
- Genügend Platz: Die Liegefläche muss für alle groß genug sein, damit das Schlafen erholsam wird. Matratzenmaße von mindestens 180 x 200 cm sind die richtige Wahl.
- Angemessene Temperatur: Die Temperatur sollte zwischen 16 – 18 °C betragen. Das Familienbett ist wärmer als ein Einzelbett, daher sollte das Kind nur einen dünnen Schlafsack angezogen bekommen. Die Körpertemperatur des Babys lässt sich ganz leicht in seinem Nacken einschätzen: Dieser sollte sich normal warm anfühlen, nicht kühl und auch nicht schwitzend-feucht.
Zuletzt: Die meisten Experten würden Kinder ins Elternbett schicken, weil es nachgewiesen ist, dass es eben nicht so gefährlich wie befürchtet ist, gemeinsam zu schlafen. Im Gegenteil, es ist der Gesundheit der Kleinsten zuträglich und wirkt sich sogar noch auf das spätere Leben positiv aus. Laut Aussage des Kinderarztes und Wissenschaftlers Dr. Herbert Renz-Polster gibt es auch keinen Maßstab für die richtige Dauer des Co-Sleepings. In der Regel signalisieren die Kinder selbst, wenn sie bereit sind, aus dem Familienschlafzimmer auszuziehen.
Bei manchen Kinder geschieht das im Alter von ca. 18 Monaten, wenn sie nachts durchschlafen und nicht mehr gestillt werden. Andere jedoch schlafen noch mit drei oder vier Jahren bei den Eltern. Psychologisch gesehen ist es ideal, darauf zu warten, dass das Kind sein eigenes Bettchen beziehen will.
Eltern, die sich mit dem schon mehrere Jahre alten Nachwuchs im Bett nicht mehr wohlfühlen, können aber getrost nach Mitteln und Wegen suchen, um das Kind davon zu überzeugen, dass das eigene Zimmer auch seine Reize hat. Ganz ohne Druck und Zwang und mit dem Angebot, bei Problemen jederzeit zu Mama und Papa kommen zu können.
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2 Kommentare
Hallo
Manche vertreten die Meinung Kinder haben nichts im Ehebett verloren. So nach dem Motto: Wenn sie mal drinnen sind bekommt man sie nicht mehr raus.
So ein Unsinn, kann ich da nur sagen. Alle aber wirklich alle Kinder wollen auch mal allein in ihrem Bett, ihrem Zimmer schlafen.
Sie werden so schnell groß und die gemeinsame Zeit kommt niemals wieder zurück. Es ist eine besonders wertvolle Zeit nicht nur für die Mutti auch für das Kind.
Also einfach nur genießen
hey
In anderen Kulturen ist das überhaupt kein Thema. Jeder sollte das tun was er für richtig hält. Was ich wirklich schlimm finde ist, wenn Mütter meinen sie müssten einem ihre Meinung aufdrücken.
Sorry das geht gar nicht . Wenn man aus Mutterliebe handelt, dann kann es nicht falsch sein.