Stillen wird nicht nur von Ärzten, sondern auch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlen: Am Besten sechs, mindestens aber vier Monate lang sollte ein Baby voll gestillt werden. Denn Muttermilch ist perfekt abgestimmt auf Babys Bedürfnisse, die Konsistenz der Muttermilich verändert sich sogar in der Anfangszeit, um dem Kind genau das zu geben, was es braucht. In den ersten Tagen nach der Geburt besteht die Milch aus dem sogenannten Kolostrum, der Vormilch. Diese Vormilch ist ein wahrer Booster für das Baby und steckt voller Vitamine und Antioxidantien, die Babys Immunsystem stärken.
Dann wird die Milch zur Übergangsmilch – sie enthält mehr Fett und Zucker und gibt dem Kind mehr Energie. Nach einigen Wochen erhält das Neugeborene schließlich die volle Muttermilch, reich an Enzymen und ungesättigten Fettsäuren. Trotzdem gibt es Mütter, die nicht stillen können oder möchten und diese Frauen brauchen deswegen kein schlechtes Gewissen zu haben. Es gibt Ersatznahrung für das Baby, die ebenfalls alles enthalten, was das Baby für eine gesunde Entwicklung benötigt. Ausserdem kommen hier auch die Väter zum Zug, denn sie können dem Kind das Fläschchen genauso reichen. Säuglingsmilch gibt es in unterschiedlichen Varianten, die dem Alter des Kindes angepasst sind.
Ein guter Start mit Pre-Milch
Die Pre-Milch ist in ihrer Zusammensetzung der Muttermilch nachempfunden. Sie kann zwar das Kolostrum nicht ersetzen, bietet aber ansonsten die Inhaltsstoffe, die ein Neugeborenes braucht. An Zucker ist in dieser Milch lediglich Milchzucker, Laktose genannt, enthalten. Weitere Kohlenhydrate sind für diese Milch tabu. Sie ist dünnflüssig und eignet sich fürs Baby sowohl als Durstlöscher als auch als Energielieferant. Empfohlen wird die Pre-Milch für die ersten vier bis sechs Lebenswochen des Babys, sie können damit aber auch unbedenklich länger gefüttert werden.
Anfangsmilch oder 1er-Milch
Die 1er-Babymilch oder auch Anfangsmilch enthält deutlich mehr Kohlenhydrate als die Pre-Milch, wie etwa Maltodextrin oder Saccharose. Sie ist zwar nicht kalorienreicher als Pre-Milch oder Muttermilch, sättigt aber gut und liefert viel Energie. Diese Milch sollte also genau bemessen gefüttert werden, um das Baby nicht zu überfüttern. Hinweise finden sich auf der Packung. Die Anfangsmilch kann Babys mindestens in den ersten vier bis sechs Monaten gefüttert werden, bedenkenlos aber auch das gesamte erste Lebensjahr hindurch – so lange, bis das Kind feste Nahrung zu sich nimmt.
Mehr Energie für steigenden Bedarf
Sobald sich das Baby mehr bewegt, weil es krabbelt oder schon die ersten zarten Schrittchen wagt, braucht es mehr Energie. Hierfür gibt es die 2er- und 3er-Babymilch, die ab dem siebten Monat gefüttert werden kann. Sie ähnelt der Muttermilch in den Ingredienzen, liefert aber mehr Energie als die Startmilch.
Bei Wissenschaftlern ist umstritten, ob die 2er- und 3er-Babymilch wirklich Sinn macht: Schließlich fängt das Baby ab dem sechsten oder siebten Monat meist ohnehin an, Brei zu essen. Der Bedarf an Kalorien und Flüssigkeit wird dann durchaus gedeckt, wenn die 1er-Babymilch weiterhin zum Einsatz kommt.
HA-Babymilch für sensible Kinder
Die sogenannte HA-Babymilch ist zunehmend gefragt. HA steht für hypoallergen oder auch allergenarm. Da Allergien leider schon im Säuglingsalter immer mehr verbreitet sind, erfreut sich diese Milch großer Beliebtheit und ist eine Beruhigung für die Eltern. Für die HA-Milch wird das enthaltene Eiweiß so aufgespalten, dass das Baby die Nahrung gut verträgt und in der Regel keine Abwehrreaktion dagegen ausbildet.
Nachteil: Die HA-Milch schmeckt nicht leicht süßlich wie Muttermilch oder Pre-Milch, sondern etwas bitter. Um das Kind an diesen geschmack zu gewöhnen, sollte die HA-Milch also konsequent von Beginn an gefüttert werden. Natürlich sollte diese Ernährung mit dem Kinderarzt abgeklärt und regelmäßig überwacht werden.
Finger weg von Eigenproduktion
Dringend abgeraten werden muss davon, dem Baby eigene Milchmischungen aus Kuhmilch zu verabreichen. Sie enthält für ein Neugeborenes zu viel Eiweiß und ist keine säuglingsgerechte Nahrung. Auch von Experimenten mit Ziegen- oder Schaftsmilch wird abgeraten.
Selbst Milchersatz wie Getränke auf der Basis von Soja, Reis oder Mandeln können Babys Verdauungssystem reizen oder schädigen. Muttermilch und künstlich hergestellte Babynahrung enthalten lebenswichtige Pro- und Präbiotika sowie mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die Babys Verdauungssystem auf Trab halten und für eine gesunde Darmflora sorgen.
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Muttis Milch bleibt die Beste
Auch wenn es adäquaten Ersatz gibt, gilt nach wie vor: Muttermilch ist die Beste. Es gibt bei allem für und wieder eine Reihe von Vorteilen, die unbestritten für die Muttermilch plädieren:
Muttermilch kostet kein Geld, sie ist immer verfügbar, steril und hat genau die richtige Temperatur – ideal unterwegs und in der Nacht.
Laut internationalen Studien soll Muttermilch dazu beitragen, das Brustkrebsrisiko zu senken.
Ein Überfüttern durch Stillen gibt es praktisch nicht. Baby trinkt automatisch nur so viel Muttermilch, bis es satt ist. Dies beugt Übergewicht vor. Künstlich hergestellte Milchnahrung kommt an Muttermilch nicht heran, was die enthaltenen Schutz- und Abwehrstoffe betrifft.
Die richtige Milch ist ein Stück Lebensqualität
Muttermilch bietet nicht nur dem Kind, sondern auch der Mutter viele Vorteile und Erleichterungen. Doch letztlich muss die Entscheidung für oder gegen die Muttermilch individuell getroffen werden. Sicher hängt es nicht ausschließlich von der Milch ab, ob ein Baby gut gedeiht, aber sie ist und bleibt doch ein wichtiges Stück Lebensqualität für den heranwachsenden Säugling. Wer gestillt wird, und so das Kolostrum mit auf den Lebensweg bekommt, dessen Immunsystem ist nachweislich gegen eine Viezahl von Erregern sehr gut geschützt.
Wer regelmäßig und nach genauer Vorgabe mit künstlich hergestellter Milch gefüttert wird, erhält im Rahmen der Möglichkeiten aber auch alle Stoffe, die benötigt werden, um gesund und vital zu bleiben. Nicht zuletzt ist es am Wichtigsten, dass Eltern und Kind sich mit der Situation wohl fühlen, denn Unsicherheiten seitens der Eltern gehen schnell auf das Baby über und sorgen für Unruhe und Stress.
Nicht jedes Kind, das mit der Flasche gefüttert wird, neigt später zu Übergewicht: Es kommt vielmehr darauf an, dass das richtige Essverhalten früh in der Familie thematisiert wird. Die ersten Lebensmonate eines Babys sind eine prägende und unvergleichlich spannende Zeit: Egal, ob das Kind die Brust oder künstlich hergestellte Milch bekommt – man kann dem Kind so oder so den besten Start geben, wenn man auf die eigene innere Stimme hört und sich durch die eventuelle Kritik aus dem Umfeld nicht durcheinander bringen lässt.
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