Alarmierende Ergebnisse: Antibiotikaresistenzen in Gewässern weltweit

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Antibiotika sind seit vielen Jahren ein unverzichtbarer Bestandteil der medizinischen Behandlung von Infektionskrankheiten. Leider hat die zunehmende Resistenzentwicklung zu einer ernsthaften Bedrohung für die globale Gesundheit geführt. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehören Antibiotikaresistenzen zu den zehn größten Gesundheitsgefahren. Bereits jetzt sterben jährlich 1,2 Millionen Menschen weltweit an Infektionen mit resistenten Erregern, und es wird erwartet, dass diese Zahl dramatisch ansteigen wird. Es ist dringend erforderlich, effektive Maßnahmen zu ergreifen, um diese Entwicklung einzudämmen.

Natürliche Resistenzen und menschliche Einträge in die Umwelt

Die Entstehung von Antibiotikaresistenzen ist ein natürlicher Vorgang, bei dem Bakterien im Laufe der Zeit eine Resistenz gegenüber den Wirkstoffen von Antibiotika entwickeln. Das eigentliche Problem liegt jedoch in den massiven Mengen an Antibiotika, die durch die Landwirtschaft und das Abwasser von Krankenhäusern in die Umwelt gelangen. Diese Exposition gegenüber Antibiotika führt zur Entstehung und Verbreitung von resistenten Bakterien, was zu einer ernsthaften Bedrohung für die globale Gesundheit führt.

Die Nähe von Pharma-Produktionsstätten zu dicht besiedelten Gebieten kann ein ernsthaftes Problem darstellen, da die Verbreitung von Keimen auf die Bevölkerung negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann. Besonders in stark bevölkerten Gegenden besteht ein erhöhtes Risiko für Infektionen mit resistenten Keimen. Um die Ausbreitung von Keimen und die Gefährdung der Bevölkerung zu minimieren, sollten geeignete Maßnahmen ergriffen werden, wie beispielsweise eine verbesserte Abwasserbehandlung oder die Verlagerung der Produktionsstätten aus dicht besiedelten Gebieten.

Eine aktuelle deutsche Studie, die von der AOK Baden-Württemberg koordiniert wird und in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt (UBA) und dem IWW Zentrum Wasser der Universität Duisburg-Essen durchgeführt wird, hat Wasserproben von acht Pharma-Standorten in Indien sowie je einem in Spanien und Italien analysiert. Das Ziel der Studie ist es, die Auswirkungen der Abwässer aus der Pharma-Produktion auf die Umwelt zu untersuchen und mögliche Zusammenhänge mit der Entstehung von Antibiotikaresistenzen zu identifizieren.

Im Rahmen der Studie wurden sowohl die Abwässer der pharmazeutischen Produktionsanlagen als auch die umliegenden Oberflächengewässer untersucht. Die Pilotphase der Studie beinhaltete Probenentnahmen von acht Standorten in Indien sowie je einem Standort in Spanien und Italien. In der aktuellen Phase der Studie sind nun insgesamt 21 Anlagen involviert, darunter erstmals auch mehrere Standorte in China. Diese Erweiterung ermöglicht eine umfassendere Untersuchung der Abwasserbelastung in der Pharmaindustrie.

Bei der Vorstellung der Ergebnisse in Berlin wurde deutlich, dass in mehr als der Hälfte der Proben Grenzwertüberschreitungen festgestellt wurden. An vier Produktionsstätten wurden besonders drastische Überschreitungen beobachtet, wobei das Antibiotikum Ciprofloxacin den Grenzwert bis zu 10.000-fach und Azithromycin sogar bis zu 1,6 Millionen-fach überstieg. Diese außerordentlich hohen Werte überraschten selbst den erfahrenen Forscher aus dem IWW.

Bisherige Untersuchungen haben sich ausschließlich auf Gewässer in der Umgebung von Anlagen in Indien konzentriert, was von der indischen Regierung stark kritisiert wurde. Die deutsche Studie hingegen betritt Neuland, indem sie erstmals Daten zu Abwässern aus der Pharma-Produktion liefert, die bisher nicht vorhanden waren.

Die Erfassung der Daten erwies sich aufgrund der ausgedehnten Fläche der Produktionsanlagen als äußerst schwierig. Mit Quadratkilometern an Fläche war es eine Herausforderung, genaue Messungen durchzuführen und alle relevanten Daten zu erfassen. Spezielle Maßnahmen und Werkzeuge waren erforderlich, um die Daten erfolgreich zu erfassen und für die Analyse vorzubereiten.

Die Studie zielt nicht darauf ab, Indien an den Pranger zu stellen, sondern vielmehr darauf, Daten zu Grenzwertüberschreitungen in Abwässern der Pharma-Produktion zu sammeln. Die Ergebnisse zeigen jedoch auch in Europa ähnliche Probleme auf. Sowohl indische Unternehmen als auch Behörden haben großes Interesse an den Ergebnissen gezeigt und bereits Maßnahmen ergriffen, um die Wasseraufbereitung zu verbessern. Die Studie trägt somit dazu bei, das Bewusstsein für das Problem der Antibiotikaresistenzen zu schärfen.

In Indien gibt es keine Labore, um die äußerst geringen Konzentrationen nachzuweisen, die nur einem Würfelzucker im Bodensee entsprechen. Die Ergebnisse der Studie haben jedoch bereits dazu geführt, dass zwei indische Hersteller ihre Wasseraufbereitung deutlich verbessert haben.

In Bezug auf das Problem der Antibiotikaresistenzen betont Johannes Bauernfeind, Vorstand der AOK Baden-Württemberg, die Bedeutung eines Dialogs mit den lokalen Verantwortlichen. Er stellt klar, dass Pharmahersteller ihre Antibiotika nicht mehr verkaufen können, wenn diese aufgrund von Resistenzen nicht mehr wirksam sind.

Die Forderung von Bauernfeind zielt auf politische Maßnahmen auf EU-Ebene ab, welche die Integration von Umweltkriterien in das Arzneimittelrecht und die Verbesserung der Kontrollinstrumente beinhalten. Aufgrund ihres Status als Abnehmer von rund einem Viertel der weltweiten Medikamente hat die EU eine bedeutende Marktmacht, die genutzt werden kann, um umweltfreundliche Produktionsverfahren zu fördern und den Kampf gegen Antibiotikaresistenzen zu unterstützen.

Antibiotika-Resistenzen haben nicht nur schwerwiegende gesundheitliche Auswirkungen, sondern auch erhebliche wirtschaftliche Konsequenzen. Laut OECD verursachen diese jährlich Kosten in Höhe von 1,2 Milliarden Euro für das deutsche Gesundheitssystem. Eine zuverlässige und effiziente Versorgung mit Antibiotika ist von großer Bedeutung, doch der Aufbau stabiler Lieferketten gestaltet sich als langwierig und komplex.

Unternehmen greifen aufgrund der niedrigen Preise, die durch die hohe einheimische Nachfrage in Indien und China ermöglicht werden, vermehrt auf Hersteller in diesen Ländern zurück. Es ist jedoch von entscheidender Bedeutung, langfristig Anreize für umweltverträgliche Produktionsverfahren zu schaffen. Nur durch solche Maßnahmen kann der negative Einfluss auf die Umwelt minimiert und eine nachhaltige Pharmaproduktion gewährleistet werden.

Die deutsche Studie spielt eine bedeutende Rolle bei der Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen. Durch den Dialog mit Verantwortlichen vor Ort und die Bereitstellung von Daten werden bessere Lösungen entwickelt. Um den Einsatz von Antibiotika zu regulieren und umweltverträgliche Produktionsverfahren zu fördern, ist es von großer Bedeutung, dass die Politik auf nationaler und internationaler Ebene Maßnahmen ergreift.

Nur durch die Umsetzung von Regulierungsmaßnahmen und die Förderung umweltverträglicher Produktionsverfahren kann der Kampf gegen Antibiotikaresistenzen erfolgreich sein und langfristig die Gesundheit der Bevölkerung sowie die Wirtschaftlichkeit des Gesundheitssystems sichern.

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