Die Kindererziehung hat sich gewandelt und heute werden Kinder weitaus mehr behütet, dafür aber teilweise auch stark eingeengt groß. Dennoch haben sie mehr Freiheiten als früher und können ihren eigenen Weg gehen.
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Moderne Kindererziehung: Eltern bereiten Kinder auf die Welt von morgen vor
Angesichts der rasanten und teils gefährlichen Entwicklungen in der Welt ist es nicht ganz klar, ob Eltern überhaupt dazu in der Lage sind, ihre Kinder auf die Welt von morgen vorzubereiten. Als Anhaltspunkt wird der heutige Zustand der Welt, der Gesellschaft und der Wirtschaft genommen. Was morgen sein wird, weiß aktuell niemand.
Dennoch versuchen Eltern natürlich, ihre Kinder bestmöglich auf alles vorzubereiten, was noch kommen mag. Dabei haben Eltern von heute deutlich weniger Hilfe aus der Familie, denn die Zeiten, in denen Großfamilien räumlich zusammenlebten, sind größtenteils vorbei. Heute gibt es die Kernfamilie aus Mutter, Vater und Kind(ern), die nur ab und zu die Großeltern besucht.
Damit müssen Kinder heute klarkommen
In manchen Zeitschriften ist immer wieder von Neuheiten und aktuellen Erkenntnisse zu den Fähigkeiten und Fertigkeiten zu lesen, die Kinder erlernen müssen. Dabei wird aber häufig das Wichtigste vergessen und mehr Wert auf ein Können gelegt, das auch in der Schule erlernt werden kann. Was ist mit Würde und Respekt, mit Achtung sich selbst und anderen gegenüber? Diese Fähigkeiten kommen häufig zu kurz bzw. sind sie in nur wenigen Ratgebern überhaupt erwähnt.
Glücklicherweise befasst sich inzwischen der eine oder andere Familienblog mit den Themen Respekt und Inklusion. Generell wachsen Kinder zumindest in den Industrieländern in einem Standard auf, der noch vor einigen Jahren undenkbar gewesen wäre. Die meisten haben ihr eigenes Zimmer, haben Zugang zu Bildung und Kultur, können die Medien frei nutzen und profitieren von einem hervorragenden Gesundheitssystem.
Was nun wichtig ist, ist vor allem das Vertrauen in sich selbst, denn dieses wurde noch vor einigen Jahrzehnten deutlich besser gestärkt. Damals waren die Kinder stärker auf sich allein gestellt und mussten schon früh mehr Verantwortung übernehmen. Dass das für die kindliche Entwicklung nicht unbedingt nur positiv war, sei allerdings angemerkt. Die frühere Selbstständigkeit war jedoch ein Effekt, der in der heutigen Kindererziehung häufig zu kurz kommt.
Verlässliche Bezugspersonen sind wichtig
Was heute nicht zuletzt dank der Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie undenkbar ist, war früher üblich. Die Kinder wurden noch vor rund 40 Jahren im Krankenhaus auf die Welt gebracht (auf dem Land teilweise auch zu Hause mithilfe der Hebamme). Im Hospital kamen die Kinder alle in einen Raum und wurden in einem festen Rhythmus von vier Stunden ihrer Mutter zum Stillen gegeben.
Das Stillen wurde nicht gefördert, wer nicht wollte oder klarkam, nutzte eben die Flasche. Waren die Kinder größer und mussten aufgrund eines Unfalls oder einer Erkrankung in Krankenhaus, gab es keine Sonderrechte für Eltern. Diese durften ein- bis zweimal in der Woche vorbeischauen und dann sich für eine Stunde um das Kind kümmern. Ansonsten musste es, egal, wie alt es war, allein im Krankenhaus bleiben.
Heute weiß man, dass die Kindererziehung vor allem auf Vertrauen aufbaut und dieses wird nur durch verlässliche Bezugspersonen gestärkt oder überhaupt erst erreicht. Kinder benötigen den Rückhalt der Eltern, die Probleme für sie lösen und sie unterstützen. Der bekannte Ausdruck, dass Kinder Wurzeln und Flügel zugleich bräuchten, macht sich hier deutlich bemerkbar.
Die Wurzeln werden in der Kindererziehung durch das Zuhause gegeben, durch verlässliche Strukturen und Hilfe, wann immer sie nötig ist. Die Flügel hingegen stehen für den nötigen Freiraum, den ein Kind braucht, um sich entfalten zu können. Damit wird das Vertrauen in sich selbst und auch in die Welt gestärkt, selbst größere Herausforderungen erscheinen nicht mehr so bedrohlich.
Wichtig ist dennoch, dass die Kinder Grenzen erfahren, die allerdings von einigen Eltern zu weit gesteckt werden. Es wird zu früh und zu vertrauensselig darauf vertraut, dass die Kinder schon wüssten, was gut und richtig sei. Leider ist es damit teilweise so, dass Kinder zu Tyrannen werden, denn sie sind der Meinung, sie könnten alles und haben auf der anderen Seiten Narrenfreiheit. Wenn einer derart nachlässigen Kindererziehung der Eltern nicht durch Großeltern, Kita und Schule Einhalt geboten wird, wächst ein ständig unzufriedenes Kind heran.
Heute wird über Kinderrechte diskutiert, es dürfen keine Kinder geschlagen werden und auch in der Schule muss der Lehrer respektvoll mit den Kindern und Jugendlichen umgehen. Die Einführung der Kinderrechte und auch die Aufklärung der Kinder über ihre Rechte waren und sind wichtige Schritte in der Entwicklung und Kindererziehung.
Warum sollten Erwachsene mit Kindern in einer Art und Weise umgehen können, die sie selbst nicht tolerieren würden? Wer von den Eltern würde sich anschreien, schlagen oder einsperren lassen? Dennoch können Diskussionen mit Kindern nur bedingt auf Augenhöhe geführt werden, denn spätestens dann, wenn es um das Thema Sicherheit oder Medien sowie Gesundheit geht, fehlt es den Kindern an Erfahrung,
Wissen und Weitsicht, um Situationen ausreichend beurteilen zu können. Dennoch dürfte laut Experten der Schritt in Richtung Gleichbehandlung der Kinder einer der wichtigsten der Vergangenheit gewesen sein.
Neue Herausforderungen für Kinder
Kinder haben heute vielfältige und teils schwierige Situationen zu bewältigen, die die Kinder früher nicht in dieser Form hatten. Das fängt bei der Familienkonstellation an, geht über das Bildungssystem und die Teilnahme am Straßenverkehr bis hin zu den Möglichkeiten in der Freizeit.
Eltern suchen so zahlreich wie nie nach Hilfe in Erziehungsratgebern, doch sie sollten sich unbedingt erst einmal vor Augen führen, mit welchen Themen die Kinder von heut klarkommen müssen:
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Veränderte Familienwelt
Kinder von heute leben nicht mehr in der Mehrgenerationenfamilie und haben häufig nicht einmal Geschwister. Alles dreht sich um das Einzelkind, das sich als Nabel der Welt fühlt. Diesen Kindern bekommt es gut, regelmäßig in den Kindergarten, zur Tagesmutter oder in den Hort zu gehen, um das Zusammensein in einer Gesellschaft, die Einordnung in eine Gruppe und die teilweise nötige Unterordnung zu lernen.
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Fehlende Vorbilder
Der Anteil an männlichen Vorbildern ist heute geringer denn je. Alleinerziehende Mütter, Kindergärtnerinnen, Lehrerinnen, Hortnerinnen – die Kinder sind von Frauen umgeben und das oftmals bis zum Ende der Grundschulzeit. Dabei tut es der Entwicklung von Kindern gut, wenn sie von Männern und Frauen betreut werden. Lösungen für diese Herausforderung sind schwer zu finden, nur teilweise können Onkel und Großväter die Rolle des männlichen Vorbilds übernehmen.
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Weniger körperliche Herausforderungen
Kinder von heute klettern weniger auf Bäume, springen selten über Gräben, flitzen kaum über Wiesen und stromern nicht im Wald herum. Zum einen werden viele Kinder in der Stadt groß und haben dementsprechend solche Möglichkeiten gar nicht. Zum anderen spielt die Angst der Eltern mit hinein. Was, wenn dem Kind etwas passiert? Bloß nichts riskieren! Dabei sind es gerade diese Kinder, die keine Herausforderungen gewöhnt sind, die sich stärker verletzen.
Ihre motorischen Fähigkeiten sind unterentwickelt, sie können sich beim Fallen nicht abfangen, sind weniger belastbar und schneller außer Atem. Die fehlende körperliche Beanspruchung zeigt sich auch in einer deutlichen Zunahme von Diabetes und Übergewicht schon bei kleinen Kindern.
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Keine Aufgaben
Viele Kinder müssen heute keine Aufgaben mehr erledigen. Es scheint Aufgabe in der Kindererziehung zu sein, die Kleinen von jeglicher Arbeit fernzuhalten. Früher musste im Haus und auf dem Feld, im Garten oder im Stall mit angepackt werden.
Heute hingegen wird noch nicht mal der Geschirrspüler ausgeräumt, weil der liebe Nachwuchs so lange in der Schule war. Eltern sollten einen Mittelweg finden, um das Verantwortungsbewusstsein der Kinder schon früh zu stärken. Zugleich sind Kinder, die ihre Aufgaben eigenständig erledigen, zufriedener und selbstsicherer. „Auf mich kann sich Mama verlassen!“ Das stärkt das Selbstbewusstsein ungemein.