Bewegung im Freien: unerlässlich in der Kinderbetreuung

0

Als Erzieherin oder Erzieher ist die Tagesgestaltung mit ein oder mehreren Kindern immer wieder eine neue Herausforderung. Wenn die Spielideen zu Hause oder in einer Einrichtung ausgehen, ist der Ausflug unter freiem Himmel die beste Wahl. Ob auf dem Grundstück der Kindertagesstätte oder in einem nahen Park, Unternehmungen in der Natur fördern Kinder in jedem Alter und bieten die erhoffte Abwechslung. Sogar die kindliche Entwicklung und das allgemeine Wohlbefinden der Jungen und Mädchen profitieren hiervon.

Teil der professionellen Erziehung

Täglich ergeben sich im Beruf von Erzieherinnen und Erziehern spannende Fragen. Wie lässt sich der Tag mit den zu betreuenden Kindern spannend, sicher und abwechslungsreich gestalten. Schließlich sollen die Jungen und Mädchen nicht einfach nur „verwaltet“, sondern wirklich erzogen werden. Und zu dieser Erziehung gehört eine Fülle von Aufgaben, um die sich sonst die Eltern der Kinder kümmern.

Leider sieht die Realität der kindlichen Erziehung oft anders aus, als es wünschenswert wäre. Ein typisches Beispiel ist ausreichend Bewegung für Kinder und Jugendliche in jedem Lebensalter. Eltern, Erziehern und Lehrern ist bewusst, dass ausreichend Bewegung und eine aktive Freizeitgestaltung einen großen Einfluss auf die Entwicklung und die Lebensqualität des Kindes nimmt. Dennoch fehlen häufig Zeit und Lust, mit dem eigenen Nachwuchs spannende Unternehmungen unter freiem Himmel zu erleben.

Der Beruf des Erziehers bietet Möglichkeiten, dies auszugleichen und Kindern spannende Ausflüge zu bieten. Voraussetzung ist natürlich, dass dies in einem sicheren Umfeld stattfinden kann. Wer als Erzieherin oder Erzieher in einer Großstadt arbeitet und den nächsten Park mit 30 Minuten Fußweg erreicht, sollte Alternativen finden. Der Vorsatz gilt jedoch weiterhin: Je mehr Bewegung das Kind zu Hause oder in der Tagesstätte genießt, umso förderlicher ist es für seine Entwicklung.

Mit der richtigen Kleidung kann man mit den Kindern bei jedem Wetter rausgehen ( Foto: Shutterstock-_Evgeny Atamanenko )

Mit der richtigen Kleidung kann man mit den Kindern bei jedem Wetter rausgehen ( Foto: Shutterstock-_Evgeny Atamanenko )

Den Körper bei der Entwicklung fördern

Als Erwachsener denkt man kaum mehr darüber nach, wie viele Fähigkeiten wir mühsam in den ersten Lebensjahren erlernen mussten. Motorische Abläufe beim Gehen und Laufen, Fingerfertigkeit und Geschicklichkeit sind nur einige dieser Fähigkeiten, für die ein regelmäßiges Training im Kindesalter notwendig sind.

Während Spielen und Basteln in geschlossenen Räumen die Motorik und das Geschick des Kindes grundlegend fördert, kommen größere und dynamische Abläufe oft zu kurz. Das klassische Herumtollen im Wald oder kleine Entdeckungstouren in der freien Natur gibt es kaum mehr, können die körperliche Entwicklung des Kindes jedoch erheblich fördern. Außerdem sorgt der Aufenthalt an der frischen Luft für ausreichend Sauerstoff, wovon jede einzelne Körperzelle bei Kindern und Erwachsenen profitiert.

Laufen und Herumtollen statt sitzen

Fehlende Bewegung im Erwachsenenalter gilt längst als Volkskrankheit. Auch wenn Millionen Menschen hierzulande an den wöchentlichen Besuch im Fitnessstudio denken, werden Dutzende Stunden der Woche im Sitzen vor dem Schreibtisch, im Auto oder im Bett verbracht. Probleme mit dem Rücken oder den Gelenken sind die Folge. Als Eltern oder Erzieher möchte man junge Menschen vor solchen Symptomen und Erkrankungen natürlich bewahren.

Oft wird übersehen, dass in der Kindheit die Basis für spätere Beschwerden gelegt werden. Dies ist einfach nachzuvollziehen: Der Körper des Kindes befindet sich in den ersten Jahren in der Entwicklung.

Sitzen Jungen und Mädchen viele Stunden des Tages auf ihrem Hosenboden, entwickelt sich das Zusammenspiel von Knochen, Muskeln und Gelenken anders als bei einem sehr aktiven Kind. Was ein junger Körper noch ausgleichen kann, wird bereits für viele junge Erwachsene zu einem Problem und macht eine Behandlung notwendig – schlimmstenfalls mit Medikamenten.

Video: Sommerzeit ist Gartenzeit: Kinderspiele für draußen

Tolle Anreize für Outdoor-Touren schaffen

Natürlich ist es nicht einfach, jedes Kind zum regelmäßigen Gang an die frische Luft zu motivieren. Dies gilt speziell, wenn die Freizeit zu Hause hauptsächlich im Kinderzimmer oder vor dem TV-Gerät verbracht wird. Kleinere Kinder sind oft noch begeisterungsfähig für Unternehmungen in der Natur. Hier ist die Neugierde groß, speziell wenn solche Ausflüge mit den eigenen Eltern nur selten stattfinden.

Um bei Kindern in jedem Alter Anreize für eine Tour unter freiem Himmel zu schaffen, müssen Eltern und Erzieher manchmal in die Trickkiste greifen.

Kleine Hilfsmittel können die Lust an Ausflügen wecken, beispielsweise:

  • Verknüpfung der Tour mit einer kleinen Belohnung, z. B. dem Lieblingsessen
  • Erstellen kleiner Gutscheine für Fernsehen oder ein Computerspiel
  • Gemeinsame Unternehmung mit Oma & Opa oder guten Freunden

Gerade Eltern werden überrascht sein, wie selten sie bei vielen Kindern zu solchen Tricks greifen müssen. Schließlich genießen es Jungen und Mädchen, dass gemeinsame Zeit mit der Familie verbracht wird. Der Gang nach draußen ist natürlich auch eine Wohltat für die Erwachsenen und hilft dabei, den Stress des Alltags hinter sich zu lassen.

Grundstein für ein aktives Leben

Ausreichend Bewegung an der frischen Luft und regelmäßige Touren unter freiem Himmel sollten keine Seltenheit darstellen. Im Gegenteil: Am besten ist es, hieraus eine Gewohnheit zu machen. Dies gilt für die Familie zu Hause, genauso wie professionelle Einrichtungen zur Erziehung von Kindern wie Tagesstätten und Horten. Hier kann ein fester Tag in der Woche bestimmt werden, an dem ein Ausflug mit den Kindern ansteht.

Wichtig ist, dass die Outdoor-Tour nicht diskutiert wird oder regelmäßig ausfallen kann. Aktiv nach draußen zu gehen und die Natur zu erleben, sollte für die Kinder zur Gewohnheit werden. Hiervon profitieren Sie noch viele Jahre später, wenn Sie als Erwachsene die Motivation zum Jogging oder für Wanderungen suchen. Was als Kind gelernt und regelmäßig ausgelebt wurde, lässt sich auch als Erwachsener einfacher und ohne großen Aufwand bewerkstelligen.

Schlechtes Wetter gibt es nicht, wenn man die richtige Kleidung trägt. ( Foto: Shutterstock-FamVield)

Schlechtes Wetter gibt es nicht, wenn man die richtige Kleidung trägt. ( Foto: Shutterstock-FamVield)

Keine Angst vor schlechtem Wetter

Beim Thema Ausflug kommt schnell das Argument, dass schlechtes Wetter die Unternehmungslust hemmt. Dies ist jedoch eine Ausrede, die speziell für Kinder nicht gilt. Mit welcher Freude Kinder bei Regen oder Schnee draußen unterwegs sind, wissen die meisten Eltern aus eigener Erfahrung. Hier sollte kein Erwachsener einen Riegel vorschieben, nur weil die Witterung einen tollen Ausflug vermeintlich nicht zulässt.

Die richtige Einkleidung für die Kinder ist unverzichtbar, damit Erkältungen und anderen Erkrankungen vorgebeugt wird. Im Falle einer Kindertagesstätte ist hier das offene Gespräch mit den Eltern zu suchen. Im Idealfall hat die Einrichtung eine offene Politik und erklärt Eltern bereits bei der Anmeldung, dass regelmäßige Naturausflüge zum Konzept der Einrichtung dazugehören.

Wenn Schal, Mütze oder dicke Jacke vergessen wurden, kann dies bedeuten, dass das Kind eine Woche mal nicht am Ausflug teilnehmen kann. Dies ist für den Moment traurig, dürfte jedoch die Motivation von Kind und Eltern erhöhen, ab sofort besser an die richtige Ausstattung zu denken. Wer möchte schon, dass das eigene Kind zurückbleibt, während die anderen Kinder der Gruppe draußen viel Spaß erleben?

Video: 5 Spielideen mit Abstand ✅ Corona-Spiele für Draußen

Das kindliche Immunsystem fördern

Wurde oben bereits von Vorteilen in Motorik und Geschicklichkeit gesprochen, kann regelmäßige Bewegung im Freien Vorteile für das Immunsystem und die gesamte Gesundheit des Kindes mit sich bringen. Es scheint sich medizinisch zu bestätigen, dass gut behütete Kinder ohne Kontakt zu verschiedenen Erregern in der Kindheit ein höheres Risiko von Erkrankungen im Kinder- und Erwachsenenalter aufweisen.

Das Thema Abhärtung in den ersten Jahren des Lebens wird von vielen Eltern unterschätzt. So gewünscht es ist, den eigenen Nachwuchs oder die Kinder einer erzieherischen Einrichtung zu schützen, kann das Ganze ins Gegenteil ausschlagen. Das Herumtollen in der Kälte oder das Spielen im Matsch können somit förderlich sein und bereiten den kindlichen Organismus bestens auf zukünftige Herausforderungen vor.

Verantwortung auch als Eltern übernehmen

Viele Erzieherinnen und Erzieher stehen dem Thema Bewegung im Freien offen gegenüber. Sie wissen aus eigener Erfahrung, wie viel Freude die Kinder auf Ausflügen haben und wie sehr diese die Nähe zur Natur genießen. Mit Eltern hierüber ins Gespräch zu kommen, ist oft nicht einfach. Diese haben vor allem Sorgen um ein krankes Kind und möchten nicht, dass sich dieses bei Ausflügen verletzt.

Natürlich sind Erzieherinnen und Erzieher hier in der Aufsichtspflicht, ähnlich wie es die Eltern in der Freizeit des Kindes sind. Dies heißt nicht, dass das Kind während der Erziehungszeit nur still an einem Ort sitzen kann oder soll. Ein offenes Gespräch mit den Eltern, gerade was die Motorik und das Immunsystem des Kindes angeht, kann Wunder wirken. Hier sollte sich keine Erzieherin und kein Erzieher scheuen, Eltern auf die Vorteile einer regelmäßigen Bewegung im Freien hinzuweisen.

Auf dem Spielplatz spielen, bei schönem Wetter macht das allen Kindern großen Spaß ( Foto: Shutterstock- alexkatkov )

Auf dem Spielplatz spielen, bei schönem Wetter macht das allen Kindern großen Spaß ( Foto: Shutterstock- alexkatkov )

Vorlieben der Kinder erfragen

So viel Freude Naturausflüge den meisten Kindern bringen, gibt es auch Ausnahmen. Manche Kinder haben eher einen Indoor-Charakter und lieben es, mit einem Buch oder dem liebsten Spielzeug im Kinderzimmer oder einer Ecke der Tageseinrichtung zu sitzen. Der soziale Kontakt mit anderen Kindern wird zwar gepflegt, dies muss jedoch nicht gleich zum Herumtollen in der freien Natur und wilden Entdeckungsreisen in Wäldern und Wiesen führen.

Dem Charakter des Kindes sollte natürlich entsprochen werden. In manchen Fällen ist es sogar sinnvoll, Kinder nicht auf Naturausflüge mitzunehmen, beispielsweise bei einer früh ausgebildeten und starken Pollenallergie. Dies heißt jedoch nicht, dass Bewegung unter freiem Himmel oder naturnahe Unternehmungen gänzlich auf der Strecke bleiben müssen. Hier ist die Kreativität der Erzieherinnen und Erzieher gefragt, um den idealen Mittelweg zu gehen.

Einige Anregungen hierzu:

  1. Wenn das Kind gerne liest oder sich sitzend beschäftigt, sollte hierfür ein Platz „draußen“ bereitgestellt werden. Vielleicht gibt es die Möglichkeit, mit ein paar Stühlen vor der Tageseinrichtung zu sitzen und etwas Sonne im Hintergarten der Einrichtung zu genießen.
  2. Geht es eher um eine aktive Bewegung des Kindes, können Sport und Spiel in die geschlossenen Räume hineingebracht werden. Während eine Gruppe Kinder in der Natur unterwegs ist, kann mit einer anderen Gruppe Gymnastik in geschlossenen Räumen stattfinden. Auch dies fördert das kleine Herz-Kreislauf-System und die Motorik.
  3. Vielleicht lassen sich spannende Themen in Büchern finden, die das Kind auch draußen erleben kann. Wenn Kinder gerne durch ein Buch mit Insekten, Pilzen oder anderen Dingen der Natur blättern, kann der erzieherische Anreiz geschaffen werden, sich diese spannenden Objekte auch einmal „live“ anzuschauen.
  4. Einfach auf die Wiese legen und gemeinsam ein Spiel spielen ( Foto: Shutterstock-_Maryana Serdynska )

    Einfach auf die Wiese legen und gemeinsam ein Spiel spielen ( Foto: Shutterstock-_Maryana Serdynska )

    Unternehmungen sinnvoll ergänzen

    Wer als Erzieherin oder Erzieher erkannt hat, wie sinnvoll die Bewegung im Freien ist, wird einen Schritt weitergehen wollen. Körperliche Aktivität ist eine Grundlage für eine gesunde, kindliche Entwicklung, allerdings gibt es weitere Facetten.

    Diese sollten genauso in den erzieherischen Alltag eingebunden werden, um mit einem rundum guten Gefühl zur Erziehung des Kindes beizutragen:

    Kindgerechte Ernährung

    Ob Knochen, Muskeln oder das Gehirn, alles befindet sich bei Kindern und Jugendlichen im Aufbau. Mit einer durchdachten und ausgewogenen Ernährung lassen sich ausreichend Energie und die richtigen Nährstoffe reichen, die dem Kind von innen heraus bei einem gesunden Wachstum helfen. Dies gilt speziell nach langen Naturausflügen, bei denen die Kinder einiges an Energie gelassen haben. Da viele Einrichtungen für Kinder auch Mahlzeiten reichen, sollte an Tagen mit Naturausflügen etwas mehr eingeplant werden.

    Ausreichend Ruhephasen

    Ein Ausflug in der Natur kann ganz schön anstrengend sein. Manche Kinder erleben den sprichwörtlichen „Sauerstoffschock“ oder sind vom vielen Laufen und Herumtollen kaputt. Sofern nach einem Ausflug noch Zeit mit der Erzieherin oder dem Erzieher verbracht wird, sind ausreichend Ruhepausen einzuplanen. Dies gilt umso mehr, wenn direkt nach dem Ausflug gut gegessen wird. Nicht selten werden Jungen und Mädchen hiernach sogar einschlafen und sich so richtig erholen.

    Video: 19 03 20 Spielideen für Draußen

    Dem Kind zuhören

    Auch das Gegenteil kann der Fall sein. Während manche Kinder nach der Bewegung im Freien zur Ruhe kommen und sogar schlafen möchten, sind andere richtig aufgedreht. Diese werden vor, beim und nach dem Essen keine Gelegenheit auslassen, über ihre Erfahrungen und Entdeckungen zu reden und diese mit anderen Kindern, den Eltern oder Erziehern zu teilen.

    Wichtig ist hier, den Kindern richtig zuzuhören und Nachfragen zum Erlebten zu stellen. Grundsätzlich sollte Kindern in jeder Lebenslage Gehör geschenkt werden, um die Wünsche und Bedürfnisse der Kleinen zu erfragen. Speziell nach einem Ausflug in der freien Natur ergibt dies jedoch Sinn, um das positive Erlebnis draußen zu verstärken. So fällt es leichter, in einigen Tagen wieder einen Ausflug anzustoßen und die Begeisterung der Kinder hierfür zu gewinnen.

    Unser Fazit zur Bewegung mit Kindern

    Kinder profitieren von der Bewegung im Freien auf viele Arten und Weisen. Die Bewegung an der frischen Luft fördern die körperliche Entwicklung von der Motorik bis zum Wachstum, auch das Immunsystem und das Herz-Kreislauf-System lassen sich ankurbeln. Mit den richtigen Aktivitäten in der Kindheit lässt sich der Grundstein für ein gesundes Erwachsenenleben legen.

    Neben den Eltern können auch Erzieherinnen und Erzieher überlegen, wann und in welchem Umgang Unternehmungen in der Natur möglich sind. Wichtig ist, diese regelmäßig durchzuführen und für Jungen und Mädchen zu einer spannenden Gewohnheit zu machen, damit das Kind nicht zur „Couch-Potato“ wird.

Lassen Sie eine Antwort hier