Bei allen Eltern kann der Fall eintreten, dass mithilfe einer Reanimation Kind oder Säugling wiederbelebt werden muss. Bei der lebensrettenden Maßnahme muss allerdings einiges beachtet werden.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Reanimation bei Kindern: Grundlegende Aspekte
Bei Kindern werden Reanimationen deutlich häufiger nötig als bei Jugendlichen oder Erwachsenen. Grund ist häufig das Verschlucken von Gegenständen, auch chronische Krankheiten, die bisher unentdeckt geblieben waren, können die Ursache sein. Vor der Herz-Lungen-Wiederbelebung, wie die Reanimation auch heißt, muss das Kleine auf Bewusstlosigkeit und Atmung kontrolliert werden. Idealerweise sind mehrere Helfer vor Ort, sodass die einzelnen Aufgaben auf diese verteilt werden können. Außerdem kann einer bereits den Notruf wählen und damit wertvolle Zeit sparen, während der andere mit dem Reanimieren beginnt.
Fachärzte sind sich einig: Kinder haben beim Reanimieren eine deutlich schlechtere Prognose als Erwachsene. Daher kommt es vor allem auf die Zeit an, denn schon Sekunden können einen Unterschied zwischen Leben und Tod bzw. zwischen Schädigungen oder völliger Unversehrtheit bedeuten. Wer Kinder reanimieren muss, darf daher nicht zögerlich reagieren. Sicherlich besteht die Gefahr, dass bei der Herzdruckmassage Rippen brechen oder dass sogar innere Organe verletzt werden. Doch diese Risiken verschwinden vor der Gefahr des Todes durch fehlende Hilfe! Wichtig: Die Reanimierung muss ohne Unterbrechungen und konsequent durchgeführt werden, daher verzichten Notärzte in der Regel auch auf die sofortige Intubation oder das Legen eines intravenösen Zugangs. Sie konzentrieren sich auf die sofortige und akkurate Durchführung der lebensrettenden Maßnahmen. Zu berücksichtigen sind dabei die Altersgrenzen der Kinder: Für einen Säugling mit einem Alter von bis zu vier Wochen sind die Empfehlungen zum Reanimieren anders als für ein Kleinkind im ersten Lebensjahr oder für ein Kind von einem Jahr bis zur Pubertät.
Video: Erste Hilfe am Kind | Wiederbelebung/Reanimation bei Säuglingen und Kindern
Reanimierung beim Baby: Überprüfen von Bewusstsein und Atmung
Vor dem Beginn der Reanimationsmaßnahmen muss die Bewusstseinslage des Kindes überprüft werden. Ein Baby wird dazu angesprochen und angefasst. Reagiert es nicht, ist ein leichtes Kneifen auf der inneren Seite der Oberarme oder an den Oberschenkelinnenseiten ratsam. Dies sollte einen leichten Schmerzreiz auslösen, auf den ein Baby normalerweise reagiert. Auf keinen Fall darf das Kleine geschüttelt werden! Dies kann gefährliche Verletzungen mit sich bringen und sogar zum Genickbruch führen.
Wichtig: Wer allein ist, ruft bei Ausbleiben einer Reaktion des Babys laut nach Hilfe. Kommt diese nicht, muss unbedingt mit den Reanimationsmaßnahmen begonnen werden. Der Notarzt ist nach der ersten Minute der Wiederbelebungsmaßnahmen zu rufen. Diese können mit dem Baby auf dem Arm weitergeführt werden, damit sie nicht unterbrochen werden müssen. Auch hier kann immer noch nach Hilfe gerufen werden!
Auch die Atmung muss überprüft werden. Dazu sollte das Baby oder Kind auf dem Boden in Rückenlage liegen. Der Kopf muss in neutraler Position sein, er darf weder abgeknickt noch gedreht sein. Das Kinn wird leicht angehoben. Bei einem Baby kann es sein, dass eine leichte Streckung des Kopfes nach hinten nötig sein, denn er ist normalerweise leicht nach vorn gebeugt. Durch die Streckposition werden die Atemwege geöffnet. Nun hält der Erstretter oder ein Helfer das Ohr über Nase und Mund des Kindes, und zwar so, dass der Blick auf dem Bäuchlein des Kleinen ruht. Atmet das Kleinkind oder Kind, ist die Atemluft auf der Wange spürbar, die Atemgeräusche sind zu hören und der Atmungsvorgang selbst ist an den Bewegungen des Bauches zu sehen. Dieser Vorgang dauert nicht lange – bitte maximal für zehn Sekunden versuchen! Kann die Atmung nicht sicher festgestellt werden, sollte mit der Reanimierung begonnen werden.
Die Herz-Lungen-Wiederbelebung ist bei Kleinkindern und Kindern dem normalen Atemrhythmus des Kindes anzupassen. Auch die Herzfrequenz und das Atemvolumen sollten dabei berücksichtigt werden. Sollte aus bestimmten Gründen keine Atemspende möglich sein, wird die Reanimierung allein über die Herzdruckmassage durchgeführt.
Herzdruckmassage beim Baby und Kleinkind durchführen
Vor der Herzdruckmassage im Rahmen der Ersten Hilfe zur Wiederbelebung sollte ein Säugling oder Kleinkind so weit entkleidet werden, wie es nötig ist. Eine Herzdruckmassage ist nicht durch eine Jacke oder gar einen Anorak hindurch durchführbar!
Mit der Herdruckmassage wird begonnen, wenn der vorherige mehrmalige Atemtest durchgeführt wurde und wenn diese Kontrolle keine normale Atmung ergeben hat. Die Herdruckmassage wird auch dann angewendet, wenn Zweifel an einer normalen Atmung bestehen.
Beim Säugling wichtig
Zwei Fingerkuppen einer Hand werden mittig auf dem Brustkorb des Kindes platziert. Die ideale Position befindet sich im unteren Drittel des Brustbeins. Danach wird mit beiden Fingern Druck auf den Brustkorb ausgeübt, und zwar so stark, dass das Brustbein ungefähr ein Drittel bis zur Hälfte nach unten gedrückt wird. Dies macht rund vier Zentimeter aus.
Bei einem Kleinkind wird der Ballen von einer Hand mittig auf den Brustkorb platziert (bei sehr kleinen Händen können auch beide Handballen nötig sein). Auch hier ist wieder das untere Drittel des Brustbeins die richtige Stelle. Der Helfende beugt sich über den Brustkorb des Kleinkindes und drückt das Brustbein bis zur Hälfte nach unten. Dies macht rund fünf Zentimeter aus. Der Arm muss dabei gestreckt werden. Wichtig ist, dass die Finger nicht auf der Brust aufliegen.
Nach jeder Kompression muss das Brustbein wieder vollständig entlastet werden, das heißt, dass der ausgeübte Druck völlig wegfallen muss. Die Hand oder die Fingerkuppen bleiben dennoch auf dem Brustkorb des Kindes liegen, ein Kontakt muss hier jederzeit gegeben sein. Die Dauer von Druck und Entlastung sollte ungefähr gleich lang sein. Eine Herzdruckmassage wird 30-mal durchgeführt, pro Minute sollte zwischen 100- und 120-mal Druck ausgeübt werden.
Die kombinierte Herzdruckmassage mit Beatmung bei Babys und Kleinkindern
Wurden 30 Druckmassagen durchgeführt, müssen die Atemwege für die Atemkontrolle erneut geöffnet werden. Dies geschieht wieder durch ein leichtes Überstrecken des Kopfes nach hinten. Es erfolgt eine Atemspende. Dabei werden immer zwei Beatmungen zu 30 Druckmassagen durchgeführt, wobei ein schneller Wechsel gegeben sein muss. Dies alles wird nach einer Minute kurz unterbrochen, denn nun ist der Notarzt zu rufen, sofern der Helfer allein ist und dies noch nicht durch einen anderen Helfer durchgeführt werden konnte.
Bei Kleinkindern gilt: Ist ein AED-Gerät in der Nähe, sollte diese hinzugezogen werden. Es handelt sich hierbei um einen automatisierten externen Defibrillator, der gern auch als „Laiendefi“ bezeichnet wird. Er soll bei der Wiederbelebung oder bei Herzrhythmusstörungen durch die Abgabe von Stromstößen helfen. Das Gerät wird angeschlossen, wofür Kinderklebeelektroden zu verwenden sind, sofern das Kind zwischen zwei und acht Jahre alt ist. Danach muss der Helfer nur den Sprachanweisungen folgen, die durch das AED-Gerät abgegeben werden.
Wiederbelebung beim Säugling beenden
Die Wiederbelebungsmaßnahmen sollten beim Baby oder Kind so lange fortgeführt werden, bis der Notarzt vor Ort ist. Das kann einige Minuten dauern, geht aber in der Regel nach Absetzen des Notrufes recht schnell. Bitte unbedingt den Notarzt rufen und nicht erst beim Kinderarzt anrufen! Jede Sekunde zählt!
Die Wiederbelebungsmaßnahmen werden beendet, wenn die Atmung wieder einsetzt. Ist das Kind dann immer noch bewusstlos, sollte es in die stabile Seitenlage gebracht werden. Diese unterscheidet sich nicht von der stabilen Seitenlage für Erwachsene, die jeder im Rahmen der Ersten Hilfe für den Führerschein erlernt hat.
Sind eindeutige Lebenszeichen feststellbar, kann die Reanimierung ebenfalls beendet werden. Dennoch gilt das Kind immer noch als medizinischer Notfall und muss umgehend in ein Krankenhaus gebracht werden (Auswahl einiger Krankenhäuser weiter unten im Beitrag). Zu den eindeutigen Lebenszeichen gehören diese:
- normaler Atemrhythmus
- Husten und Schlucken
- Bewegungen
Treffen die Rettungskräfte ein, werden diese mit der Reanimierung fortfahren, sollten die bisherigen Maßnahmen noch nicht ausreichend gewesen sein. Wichtig: Gerade in ländlichen Gebieten kann es etwas länger dauern, bis der Notarzt vor Ort ist. Eltern tun daher gut daran, sich im Rahmen von speziellen Kursen in der Ersten Hilfe für Kinder weiterzubilden. Dies kann zahlreiche Notfälle bei Kindern zwar nicht verhindern, hilft jedoch im Ernstfall, Ruhe zu bewahren und das richtige zu tun.
Im Ernstfall bitte unbedingt beachten:
- Ruhe bewahren und ggf. nach einem weiteren Helfer rufen!
- Umgehend mit der Kontrolle der Vitalzeichen beginnen!
- Sind diese nicht vorhanden: Reanimierung für eine Minute beginnen!
- Notarzt verständigen
- Wiederbelebungsmaßnahmen bis zum Eintreffen der Rettungskräfte fortführen!
- Zwischendurch Vitalzeichen überprüfen!
- Wichtige Adressen für Eltern
Ein Kind, das nicht mehr atmet, reanimiert werden musste oder schwer verletzt ist, ist immer ein Notfall! Bitte nicht erst lange mit dem Versuch aufhalten, den Kinderarzt zu kontaktieren, sondern den Rettungsdienst alarmieren. Die Nummer 112 ist bekannt und die wichtigste Telefonnummer, die Eltern im Kopf haben sollten. Wichtig: Den Rettungsdienst bitte so früh wie möglich informieren, denn bei einer Reanimation eines Kindes geht es um Minuten!
Wichtig kann auch die 116117 sein, wenn ein kinderärztlicher Bereitschaftsdienst erreicht werden soll.
Die folgenden Kontakte stellen eine Auswahl aus zahlreichen Kinderkrankenhäusern und Kinderkliniken dar, sie können für die weitere Behandlung relevant sein:
- PLZ 1
Charité Berlin
Charité Campus Virchow-Klinikum
Nordstraße 6
12487 Berlin
Telefon Kindernotaufnahme: 030 450566128 - PLZ 2
AKK Altonaer Kinderkrankenhaus gGmbH
Bleickenallee 38
22763 Hamburg
Zentrale Notfallambulanz
Telefon: 040 88908-0 - PLZ 3
Kinder- und Jugendkrankenhaus Auf der Bult
Janusz-Korczak-Allee 12
30173 Hannover
Telefon: 0511 8115-0 - PLZ 4
Universitätsklinikum Düsseldorf
Moorenstraße 5
40225 Düsseldorf
Zentrale Notaufnahme
Telefon: 0211 81-17012 - PLZ 5
Krankenhaus Amsterdamer Straße
Amsterdamer Str. 59
50735 Köln
Kinderärztlicher Notdienst
Telefon: 0221 8888-420 - PLZ 6
Klinikum Aschaffenburg
Am Hasenkopf 1
63739 Aschaffenburg
Notfallambulanz Kinderklinik
Telefon: 06021 32-3690 - PLZ 7
Klinikum Stuttgart
Kriegsbergstraße 60
70174 Stuttgart
Pädiatrische Interdisziplinäre Notaufnahme PINA
Telefon: 0711 278-73011 - PLZ 8
Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital
Lindwurmstraße 4
80337 München
Telefon: 089 4400-52811 - PLZ 9
Klinik Hallerwiese-Cnopf’sche Kinderklinik
St.-Johannis-Mühlgasse 19
90419 Nürnberg
Telefon: 0911 3340-02 - PLZ 0
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
Universitäts Kinder- und Frauenzentrum
Haus 21, EG
Fetscherstraße 74
01307 Dresden
Telefon: 0351 458-2267
Bildnachweis: ©Shutterstock – Titelbild: Kzenon – #01: pryzmat – #02: Minerva Studio – #03: Kzenon