Die Auvergne ( Vulkane sind nicht die einzige Sehenswürdigkeit ) liegt auf einem riesigen vulkanischen Gebiet und ist heute nicht nur Anziehungs- und Erholungsort für reiselustige Familien, sondern zugleich kultureller Treff- und Anlaufpunkt für Wanderer, Mountainbiker und Wildwasserbezwinger. Und nicht zu vergessen: In der Auvergne lässt sich Geschichte nicht nur erleben, sondern regelrecht spüren.
Auvergne: Vulkane und die Gallier
Schon Asterix und Obelix wussten, dass sich ein Abstecher ins Arvernerland – so steht es in der deutschen Übersetzung des beliebten Comics – lohnt. Als Unterstützung für ihren erkrankten Häuptling Majestix begleiteten sie ihn zu seiner Kur in die heutige Auvergne und ließen bei ihrer Rundreise allerhand ramponierte römische Soldaten und abgenagte Wildschweinkadaver zurück. Ganz nebenbei erkundeten Asterix und Obelix dabei das Arvernerland, seine Kultur und lernten seine Bewohner und ihre Eigenheiten kennen.
Auvergne – Zahlen und Fakten
Die Auvergne liegt ziemlich genau im Herzen Frankreichs und umfasst eine Fläche von fast 27.000 Quadratkilometern. Auf die verteilen sich nur knapp 1,3 Millionen Einwohner. Weniger als auf die bayerische Landeshauptstadt München. Die Hauptstadt und zugleich bekannteste Stadt der Auvergne ist Clermont-Ferrand. Ebenfalls über die Grenzen hinaus bekannt wurde das Städtchen Vichy. Die eingesetzte Regierung, nachdem die Deutschen Frankreich im 2. Weltkrieg besetzt hatten, ist heute geläufig als das Vichy-Regime bekannt.
Heute ist die Auvergne vor allem für ihre vielfältige Natur bekannt. Auf einem riesigen vulkanischen Gebiet entstanden, ist die Region für ihre über 80 Vulkane bekannt. Die sorgten vor für das charakteristische mittelgebirgsartige Landschaftsbild. Und trotz des Charakters als Mittelgebirge reichen die Berge hier bis auf eine Höhe von über 1800 Meter.
Den zweithöchsten – den Plomb du Cantal mit seiner Höhe von 1852 m – kennt der geneigte Leser vielleicht aus dem Roman „Das Parfum“ von Patrick Süskind. Auf seinem Weg in das südfranzösische Mekka der Parfümeure nach Grasse verbrachte die Hauptfigur des Romans Jean-Baptiste Grenouille ganze sieben Jahre zurückgezogen in einer Höhle am Plomb du Cantal, um später sein mörderisches, vom perfekten Duft getriebenes Treiben, in Grasse zu beginnen.
Wandern in der Auvergne
Heute ist die Auvergne vor allem für Familien ein beliebtes Reiseziel geworden. Vor allem das Wandern und das Entdecken der Natur wird immer begehrter.
Die längst erloschenen Vulkane erklimmen oder im Sommer in deren Kraterseen zu baden, einsame Bergdörfer zu entdecken, macht den besonderen Reiz der einmaligen Landschaft aus.
Dabei warten Wanderungen in allen Schwierigkeitsgraden, so dass auch Kinder voll auf ihre Kosten kommen.
Den Vulkanen auf der Spur
In zwei Themenparks, die sich besonders der vulkanischen Entstehungsgeschichte widmen und wo sich der Wissensdurst rund um die ehemals rauchenden und Asche speienden Riesen genüsslich stillen lässt, begibt man sich dem Vulkanismus auf die Spur. Gerade für Kinder eine richtig spannende Sache.
Mit dem Fahrrad durch die Auvergne
Wem das Wandern für sich zu langweilig ist, der entdeckt die Landschaften auf dem Fahrrad. Egal ob auf gemütlichen Radtouren mit der ganzen Familie, wie zum Beispiel entlang einer ehemaligen Bahntrasse oder auf sportlichen Wegen, die mit dem Mountainbike tief hinein in die Bergwelt führen. Für jeden lässt sich etwas finden. Zur Not auch mit dem Pedelec und elektronischer Unterstützung beim Treten, so dass die Anstiege nicht zu anstrengend werden und noch genügend Kraft ist, oben angekommen auch die Aussicht auf die Vulkanlandschaft genießen zu können.
Wassersport ganz ohne Meer
Wem auch das zu langweilig ist, der begibt sich ins kühle Nass. Einen direkten Meeranschluss sucht man in der Auvergne zwar vergebens, aber die Region ist weit über ihre Grenzen hinaus bekannt für ihr Wasser. Denn nicht nur das Mineralwasser Volvic wird hier abgezapft, auch die Loire, Frankreichs sagenumwobener Strom, an dessen Ufern sich unzählige Weinberge in die Höhe schwingen, entspringt hier.
Die mittelgebirgsartige Landschaft ist zudem geprägt von vielen Schluchten, in denen man perfekt das Canyoning ausprobieren kann. Bei einfachen Touren begibt man sich in wassergefüllte Gumpen und schwimmt durch zahmere Gebirgsbäche. Bei den schwierigeren Varianten startet man – natürlich nur unter professioneller Führung und niemals allein – von oben in eine Schlucht und steigt die langsam nach unten. Dabei werden Wasserfälle und Klippen in spannenden Abseilmanövern überwunden. Oft stehen auch beinahe angsteinflößende Sprünge ins kühle Nass auf dem Programm und Felsrutschen sorgen für gehörigen Spaß.
Ebenfalls abenteuerlich geht es beim Rafting zu. Ob auf ruhigeren Flüssen oder wilden Gebirgsbächen liegt hier ganz an der persönlichen Vorliebe. Während Familien wahrscheinlich erstmal die ruhigere Variante zum Ausprobieren für sich entdecken, gibt sich die junge Generation wahrscheinlich eher dem actiongeladenen Wildwasserprogramm hin.
Ausstellungen in der Auvergne: Kultur und Museen
Aber auch Kunst und Kultur sollen nicht zu kurz kommen und so gibt es in der Auvergne auch ein breites Angebot mit unzähligen Museen und Ausstellungen. Ob alteingesessene oder junge aufstrebende Künstler. Allen wird hier ein Platz geboten, ihre Kunst zu präsentieren.
Das breite Kulturangebot wird abgerundet von unzähligen Kirchen. Vor allem die romanischen Kirchen, die an allen Ecken der Auvergne zu finden sind, sind nicht nur hübsch anzuschauen, sondern gehören zu den bedeutendsten ihrer Art in Mitteleuropa.
Besonders die Kirche Saint-Saturnin, etwa 20 Kilometer südlich von Clermont-Ferrand ist einen Abstecher wert. Schon von außen ist sie eine prachtvolle Erscheinung mit ihrem Hell und Dunkel, einer Mischung aus dem verbautem Sand- und Lavagestein. Auch den Ort selber lohnt es sich zu entdecken. Mit seinen kleinen verwinkelten Gassen und der Festungsanlage der örtlichen Burg verbreitet Saint-Saturnin ein mittelalterliches Flair.
Zusätzlich gibt es in der Auvergne einige Museen, deren Besuch sich lohnt. Aus denen möchten wir drei herauspicken und die kurz vorstellen.
Muséum des Volcans
Im Muséum des Volcans in Aurillac widmet sich eine Ausstellung ganz dem Vulkanismus in der Region. Gerade mit Kindern lohnt der Abstecher, denn hier erfährt man auf spielerische Art und Weise alles über die geologische Entstehung der Auvergne und über den Vulkanismus an sich und warum – Gott sei Dank – man nicht fürchten muss, auf einem Fass mit brodelndem Lava-Inhalt, das jederzeit explodieren könnte, zu stehen.
Musée de la Résistance
Auf geschichtliche Pfade begibt man sich im Musée de la Résistance in der Nähe von Vichy. Hier findet der interessierte Besucher eine Ausstellung über den franzözischen Widerstand zu Zeiten des 2. Weltkriegs. Viele originale und erhaltene Ausstelungsstücke zeugen vom Kampf gegen die deutschen Besatzer und den Kampf für ein freies Frankreich.
Musée du Train et de la Miniature
In Saint-Sauves wartet im Musée du Train et de la Miniature auf über 100 Quadratmetern eine riesige Miniaturlandschaft, die nicht nur die Kleinen garantiert begeistern wird. Auch die Großen entdecken in der Miniaturwelt hinter jeder Ecke neue Details und selbst nach stundenlangem Betrachten findet man noch neue Highlights. In der in unzähligen Arbeitsstunden in liebevoller Kleinarbeit gestalteten Welt fahren Züge durch Städte und hügelige Landschaften, während an den Straßenecken das Leben spielt. Auvergne pur. Nur alles eben im Miniaturformat.
Weitere Freizeitempfehlungen in der Auvergne
Besonders nett sind auch die Bauernmärkte, die verteilt über die Region nahezu täglich stattfinden. Beim Schlendern über die Märkte lässt sich nicht nur die ein oder andere kulinarische Köstlichkeit entdecken. Hübsche Dekoartikel vom Teller bis zum Kerzenhalter komplettieren und runden das Angebot ab.
Die beste Reisezeit
Eine wirklich beste Reisezeit für einen Trip in die Auvergne gibt es im Grunde nicht. Gerade Familien finden über das ganze Jahr verteilt ein breites Angebot an Freizeitaktivitäten. Denn während man vom Frühling über den Sommer bis zum Herbst die Bergwelt zu Fuß erwandern kann, so lässt sie sich im Winter auf Ski und Snowboard entdecken. Insgesamt gibt es acht Skigebiete mit insgesamt 83 Liften und etwa 176 Pistenkilometern. Genug also, um auch bei winterlichen Bedingungen bestens versorgt zu sein.
Ebenfalls kommt der Auvergne zu Gute, dass der Tourismus hier zwar eine mittlerweile wichtige Rolle spielt, im Vergleich zu anderen Regionen rund um Clermont-Ferrand und Vichy aber doch deutlich weniger los ist als in den Hochburgen an der Côte d’Azur, den langen Stränden der Normandie oder der oft hoffnungslos überlaufenen Innenstadt von Paris. Gerade für Familien mit Kleinkindern ist das doch eher empfehlenswert als wenn der Urlaub auf Grund viel zu vieler Touristen geradezu im Reisestress endet. Ein Urlaub ist schließlich zum Erholen da. Und das geht in der Auvergne eben besonders gut.
Hotels mit Charme, solche in allen möglichen Kategorien, vom einfachen Hostel für den Backpacker bis hin zur Ferienwohnung mit eigener Dachterrasse und traumhaftem Ausblick in die Natur gibt es in der Auvergne zur Genüge.
Fazit
Schon Asterix und Obelix wussten also, wo es wirklich schön ist. Im Herzen Frankreichs lohnt es sich, die Auvergne rund um das Zentralmassiv mit seinen Bergen und Vulkanen, seiner einzigartigen Landschaft, seinen kulturellen und architektonischen Highlights und natürlich seinen Bewohnern zu entdecken. Jeder findet hier ein bisschen was für sich. Sei es der abenteuerlustige Wassersportler oder der feinsinnige Kunstliebhaber. Spätestens beim Gläschen Rotwein – natürlich aus der Auvergne – am Abend findet sich ein gemeinsamer Nenner. Und selbst wenn nur – wie bei Häuptling Majestix – eine geruhsame Erholung auf dem Programm stehen soll.
Noch mehr Informationen über die Auvergne, einen Reiseführer und einen Überblick über Hotels, die einen urigen Charme versprühen, gibt es beim Amt für Tourismus.
Bildnachweis: © Fotolia – Titelbild Bernard 63, #1 (j), #2 Igor Miske, #3 B. Piccoli, #4 aurelief63, #5 fedora_m, #6 Bernard 63, #7 Lotharingia